Israelische Soldaten: "Erst schießen, dann nachdenken"

Israelische Soldaten
Israelische Soldaten(c) AP (Ariel Schalit)
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Israelische Soldaten berichten von rücksichtsloser Gewalt während der Offensive im Gazastreifen. Die israelische Militärführung zweifelt die Glaubwürdigkeit der Berichte an.

Sie wollen das Schweigen brechen: Ein halbes Jahr nach dem Ende des Gazakrieges treten jetzt israelische Soldaten mit schockierenden Berichten über die Offensive an die Öffentlichkeit. Sie werfen dem Militär brutale Kriegsführung ohne Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung vor. Die israelische Organisation "Breaking the Silence" hat am Mittwoch mehr als 50 solcher Berichte veröffentlicht.

Die Soldaten erzählen darin, dass ihnen befohlen wurde, zuerst zu schießen und sich erst später darüber Gedanken zu machen, ob man Kämpfern oder Zivilisten gegenübergestanden habe: "Wenn du nicht sicher bist, dann töte".

"Die Feuerkraft war irrsinnig"

"Die Feuerkraft war irrsinnig", berichtet ein Soldat über den Häuserkampf in dicht besiedelten Gebieten. "Wir gingen rein, und die Explosionen waren einfach wahnsinnig. (...) Beim Häuserkampf ist jeder dein Feind. Es gibt keine Unschuldigen". Auch andere Soldaten bestätigen, dass man beim Betreten von Häusern grundsätzlich sofort gefeuert habe.

Die israelische Militärführung weist die Berichte zurück und zweifelt ihre Glaubwürdigkeit an. Es handle sich um eine "Diffamierung und Verleumdung der israelischen Armee und ihrer Kommandanten". Man werde aber jede formelle Beschwerde untersuchen, hieß es.

Die Soldaten werden in den veröffentlichten Berichten nicht namentlich genannt. Es handelt sich um Reservisten, Soldaten und Offiziere. Die meisten davon würden nach wie vor in der Armee dienen, erklärt "Breaking the Silence".

AI-Bericht kam zu ähnlichen Ergebnissen

Erst Anfang Juli ist ein Bericht von Amnesty International veröffentlicht worden, in dem ähnliche Vorwürfe gegen Israel erhoben werden wie in den jetzt veröffentlichten Aussagen der Soldaten. Die Militärführung habe nicht zwischen militärischen und zivilen Zielen unterschieden, hieß es darin. Israel habe damit das Völkerrecht verletzt.

Bei der israelischen Offensive im Gazastreifen im Dezember 2008 und Jänner 2009 wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 1.400 Palästinenser getötet und etwa 5.000 weitere verletzt worden.

(kron)

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