Die Bevölkerung steht hinter dem angezeigten Satiriker. Die meisten sehen die Strafverfolgung Böhmermanns als falsch an.
Berlin/Ankara. Der Fall Jan Böhmermann wird Deutschland und die Türkei auch weiterhin beschäftigen: Am 23. April reist die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, in die Türkei. Die Strafverfolgung des deutschen Satirikers Böhmermann wird dabei höchstwahrscheinlich auch Platz bei den Gesprächen einnehmen. Böhmermann hat im Rahmen eines satirischen Schmähgedichts den türkischen Staatschef, Recep Tayyip Erdoğan, beleidigt, woraufhin Ankara Ermittlungen wegen Beleidigung verlangt hat. Merkel hat den Fall anschließend an die Justiz übergeben.
In deutschen Medien veröffentlichte Umfragen zeigen nun, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Kanzlerin für diese Entscheidung kritisiert: Die meisten sehen die Strafverfolgung Böhmermanns als falsch an. Der Satiriker selbst kündigte unterdessen an, eine einmonatige Fernsehpause einlegen zu wollen. Er bedankte sich für die Solidarität von allen, „die nicht Präsident Erdoğan sind“. Seine nächste TV-Sendung „Neo Magazin Royale“ werde erst Mitte Mai wieder produziert. Böhmermanns Haussender ZDF stellte sich hinter den Moderator und gab an, mit ihm durch alle Instanzen gehen zu wollen. Regierungskritische Medien in der Türkei kritisierten Merkels Entscheidung ebenfalls. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2016)