Obama in London: US-Präsident warnt Briten vor "Brexit"

US-Präsident Barack Obama
US-Präsident Barack ObamaAPA/AFP/NIKLAS HALLE'N
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Die USA bräuchten auch weiterhin den übergroßen Einfluss der Briten innerhalb Europas, schreibt Obama.

Noch vor seinem Treffen mit Premierminister David Cameron hat US-Präsident Barack Obama bei seinem Großbritannien-Besuch energisch für den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU geworben. "Die Europäische Union schmälert den britischen Einfluss nicht - sie vergrößert ihn", schrieb er in einem Beitrag für den traditionell EU-kritischen "Daily Telegraph".

Die EU habe geholfen, britische Werte und Praktiken von der Demokratie bis zu offenen Märkten bis an den Rand des Kontinents zu verbreiten, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Beitrag. Und auch in Zukunft werde ein starkes Europa die "globale Führungsrolle Großbritanniens nicht bedrohen, sondern steigern".

Obama ist am Donnerstagabend zu seinem fünften Besuch seit seinem Amtsantritt in Großbritannien eingetroffen. Am Freitag ist zunächst ein Mittagessen mit Königin Elizabeth II. auf Schloss Windsor geplant. Die Monarchin feierte am gestrigen Donnerstag ihren 90. Geburtstag. Am Nachmittag steht dann das Treffen mit Cameron auf dem Programm, anschließend wollen sich die Politiker den Fragen der Presse stellen.

Obama hatte schon zuvor klar gemacht, dass er durch einen Austritt des Königreichs bei einem Nein im Brexit-Referendum im Juni eine Schwächung der EU fürchte. Im "Telegraph" schrieb er nun an die Briten: "Die USA und die Welt brauchen auch weiterhin Ihren übergroßen Einfluss - innerhalb Europas." Der Weg, den Großbritannien im Sommer einschlagen werde, werde gar "in den Chancen der heutigen Generation der US-Bürger widerhallen".

Während viele "Atlantiker" auf der Insel für Obamas Worte empfänglich sein dürften, versuchen die EU-Gegner, seine Werbung auszuschlachten. Nigel Farage, Chef der UK Independence Party (UKIP), rief den US-Präsidenten auf, sich aus den britischen Belangen "herauszuhalten". Ex-Kabinettsminister Iain Duncan Smith von Camerons in der Brexit-Frage gespaltenen Konservativen bezeichnete Obamas Intervention als "unangemessen". Beide bedienen die verbreitete Sorge, London sei Washingtons Schoßhündchen.

Schon vor Obamas Landung gab es Kritik. Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson, ebenfalls ein Brexit-Befürworter unter den Konservativen, bezeichnete es als "empörend", dass die USA in dem britischen Referendum Position beziehen. Medienberichten zufolge machten zudem mehr als hundert Parlamentarier ihrem Unmut in einem Brief an den US-Botschafter in London Luft. Cameron, auf den die Durchführung der Volksabstimmung zurückgeht, wirbt für den Verbleib in der EU.

(APA/AFP)

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