Nachfahren der "Bounty"-Meuterer im Kampf gegen Australien

Eine Nachbildung von Christian Fletchers Bounty.
Eine Nachbildung von Christian Fletchers Bounty.(c) � David Gray / Reuters
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Die abgelegene Pazifikinsel Norfolk ist praktisch bankrott. Am 1. Juli soll sie unter australische Verwaltung gestellt werden - ein Graus für die Inselbewohner.

Schon bald wird auf Norfolk Island zu Staatsfeierlichkeiten nicht mehr "God Save the Queen" sondern die australische Hymne "Advance Australia Fair" ertönen; bei Commonwealth-Wettspielen müssen die Inselbewohner künftig unter australischer Flagge antreten - zum Leidwesen der Nachfahren der berühmten Meuterer des englischen Kriegsschiffs "Bounty". Sie wettern gegen die drohende Übernahme durch Australien.

Die Bewegung Norfolk Island People for Democracy (NIPFD) der 1500 Kilometer östlich der australischen Küste gelegenen Insel Norfolk reichten am Montag bei den Vereinten Nationen eine Petition ein. Das Ziel: Das Parlament und die Regierung der Insel sollen wieder eingesetzt werden.

Ein Großteil der Einwohner von Norfolk Island sind Nachfahren von Christian Fletcher und den übrigen Meuterern der britischen "Bounty", deren Geschichte Vorlage für viele Filme und Bücher wurde. Die Meuterer waren 1790 gemeinsam mit mehreren tahitianischen Frauen auf der Insel Pitcairn an Land gegangen und hatten sich dort niedergelassen. Als die Insel für ihre Bewohner zu klein wurde, zogen sie 1856 weiter nach Norfolk Island. Queen Victoria erteilte ihnen das Recht, sich in der ehemaligen Strafkolonie anzusiedeln.

"Unterwerfung unter australische Herrschaft"

Seit 1979 hatten sich Bewohner der Pazifikinsel selbst verwaltet. Da die Insel jedoch faktisch bankrott ist, sieht ein von der australischen Regierung verabschiedetes Gesetz die Ablösung des örtlichen Parlaments durch einen Regionalrat nach australischem Recht vor. Das Gesetz soll am 1. Juli in Kraft treten.

Das Gesetz habe große Auswirkungen auf die 2300 Bewohner der acht Kilometer langen und fünf Kilometer breiten Insel, sagte der Menschenrechtsanwalt Geoffrey Robertson im australischen Sender ABC. Sollte Norfolk Island seine Autonomie verlieren und an Australien angegliedert werden, würde "die Demokratie kulturell, geographisch und ethnisch originärer Menschen" zerstört, heißt es in der Petition an die UNO. Der Morgen des 1. Juli markiere, "die erneute Unterwerfung der Menschen auf der Insel unter australische Herrschaft". 

(APA/AFP/red.)

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