Der musikalisch-militärische Komplex in Palmyra

APA/AFP/SPUTNIK/MIKHAIL KLIMENTY
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In einer öffentlichkeitswirksamen Aktion trat Dirigent Valeri Gergiew mit dem Orchester des Mariinski-Theater im Amphitheater von Palmyra auf. Eine von den USA und Russland vermittelte Waffenruhe in Aleppo hielt vorerst.

Es waren eindrucksvolle Bilder, die das russische Fernsehen am späten Donnerstagnachmittag aus dem syrischen Palmyra in die heimischen Wohnzimmer sendete: Aus dem Amphitheater der antiken Stätte, die sich bis Ende März noch in Kontrolle des Islamischen Staates (IS) befunden hatte, drangen feine klassische Melodien. An dem Ort, wo Bewaffnete des IS im Vorjahr in einer konzertierten Aktion 25 Kämpfer der syrischen Regierungsarmee erschossen hatten, stand nun ein ganz in Schwarz gekleideter Valeri Georgiew und dirigierte das Orchester des St. Petersburger Mariinski-Theater.

Unter dem Titel „Gebet für Palmyra“ spielte das Orchester vor russischen Beamten, Kulturschaffenden, Vertretern religiöser Gemeinschaften und Armeeangehörigen in Uniform, die auf den heil gebliebenen steinernen Rängen Platz genommen hatten. Präsident Wladimir Putin wohnte dem Ereignis per Live-Schaltung aus Moskau bei und sprach von einer „humanitären Aktion“.

Zivilisation siegt über Barbarei

Das Konzert war dem Gedenken an die bei der Eroberung der Stadt gefallenen Soldaten gewidmet, darunter dem 26-jährigen Oberleutnant Alexander Prochorenko. Posthum zum „Helden Russlands“ ernannt, wurde sein Leichnam erst vor wenigen Tagen nach Moskau überstellt.

Dass dank der russischen Militärhilfe die Zivilisation über Terror und Barbarei gesiegt habe, war die Botschaft des sorgsam inszenierten Events, der offenbar kurzfristig zustande gekommen, aber nicht minder gut geplant war. Mehrere Journalisten aus der russischen Hauptstadt waren nach Palmyra gebracht worden. „Eine neue Epoche beginnt“, erklärte ein Journalist des staatlichen Ersten Kanals. Auch der am Konzert mitwirkende Cellist Sergej Roldugin, erst kürzlich in den Panama-Papers als Besitzer von Off-shore-Firmen zu zweifelhaftem Ruhm gekommen, sprach von der „Kraft der Kunst“.

Konzert im Jahr 2008 in Südossetien

Es ist nicht das erste Mal, dass Dirigent Gergiew nach einer russischen Militäraktion mit dem Kreml kooperiert. Nach dem russisch-georgischen Krieg im August 2008 trat er mit dem St. Petersburger Orchester in der südossetischen Hauptstadt Zchinwali auf. Gergiew, der selbst aus Nordossetien stammt, hat Präsident Wladimir Putin in der Vergangenheit öffentlich unterstützt. Der Visite hatten sich auch Vertreter der Unesco angeschlossen, die die antike Stätte inspizierten. Laut ihren Angaben ist Palmyra zu 80 Prozent heil geblieben. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie russische Entminungs-Experten in der Stadt aktiv sind. Unterstützt durch russische Luftangriffe war es den syrischen Regierungstruppen Ende März gelungen, den IS-Jihadisten Palmyra zu entreißen. Zehn Monate lang hatte die Miliz die antike Stadt beherrscht. Bevor sich die Kämpfer zurückzogen, deponierten sie auf dem Gelände tausende Granaten und selbstgebaute Sprengsätze.

Nach fast zwei Wochen heftiger Kämpfe hat eine neue Waffenruhe in der nordsyrischen Stadt Aleppo zunächst weitgehend gehalten. Beobachter meldeten am Donnerstag nur vereinzelte Verstöße gegen die Feuerpause.

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