Prager Kardinal gibt Merkel Schuld an Angst vor Flüchtlingen

Ceremonial signing of documents on restitution claims of Roman Catholic Church on some real estate i
Ceremonial signing of documents on restitution claims of Roman Catholic Church on some real estate iimago/CTK Photo
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Die Grundprinzipien der EU wurden durch die deutsche Kanzlerin "unterminiert", sagte Kardinal Duka. Nun sei es zu einer Umkehr gekommen.

Der Prager Kardinal Dominik Duka nimmt sein Land gegen den Vorwurf mangelnder Aufnahmebereitschaft für Flüchtlinge in Schutz. Im Interview der Zeitung "Lidove noviny" (Samstag) gab er laut Kathpress der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Mitschuld an einer Spaltung der deutschen Gesellschaft und an der Angst der Europäer vor den Flüchtlingen.

"Ich denke, dass einen großen Anteil an dieser Angst genau jene Leute haben, die sagen: Wir nehmen alle auf. Wer hat denn die Spaltung der deutschen Gesellschaft provoziert?", fragte der Kardinal unter Hinweis auf Merkels Willkommenskultur. Es sei die deutsche Kanzlerin gewesen, "die eine Reihe grundlegender Prinzipien der Europäischen Union, Fragen der Sicherheit und Schengen unterminiert" habe. Das seien Eingriffe mit Folgen gewesen.

"Entwicklung hat uns Recht gegeben"

Mittlerweile sei es zu einer Umkehr gekommen, so Duka: "Wir alle sehen, wie jetzt die EU spricht, wie der Chef der EU-Kommission Juncker, wie Merkel oder Österreich reden. Die Entwicklung hat uns Recht gegeben", sagte der Prager Erzbischof.

Duka macht in dem Interview zudem bestimmte Unterschiede zwischen den europäischen Katholiken und Papst Franziskus in der Flüchtlingsfrage aus: "Die Empfindsamkeit von Franziskus für die soziale Problematik ist eine andere als unsere in Europa." Das habe mit der Herkunft des Papstes aus Lateinamerika zu tun; dort sei die Schere zwischen Armen und Reichen sehr viel größer.

Duka erinnerte daran, dass "in den vergangenen 20 Jahren fast eine halbe Million neuer Bürger" nach Tschechien gekommen seien. Die ersten seien Menschen aus dem Osten gewesen. Vorhaltungen, Tschechien wolle nur Christen aufnehmen, basierten auf einer "Desinformation", so der Kardinal. "Wir haben gesagt, dass wir in erster Linie Christen aufnehmen müssen, weil das die am meisten verfolgte Gruppe ist, die um ihr Leben fürchten muss." Tschechien sei nicht in der Lage, große Mengen von Flüchtlingen aufzunehmen, betonte Duka. "Wir haben hierfür keine Tradition und auch keine Leute, die mit den Flüchtlingen kommunizieren könnten."

(APA)

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