Donald Trumps chaotische Partnersuche

Republican U.S. presidential candidate Donald Trump speaks at a campaign rally in Eugene Oregon
Republican U.S. presidential candidate Donald Trump speaks at a campaign rally in Eugene OregonREUTERS
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Der republikanische Präsidentschaftskandidat braucht einen etablierten Politiker als Vize. Doch mehrere qualifizierte Männer und Frauen haben sich bereits klar von dem polternden Selbstdarsteller distanziert.

Washington. Theoretisch gäbe es eine Menge republikanischer Politiker, die als Kandidaten für das Vizepräsidentenamt eine Brücke zu jenen Gesellschaftsgruppen schlagen könnten, die Donald Trump bereits beleidigt hat.

Als Angebot an die Frauen böten sich zum Beispiel Nikki Haley, die Gouverneurin von South Carolina, oder die Senatorin Susan Collins aus Maine an. Hispanische Amerikaner könnten sich durch Susana Martinez angesprochen fühlen, die Gouverneurin von New Mexico.

Das wirtschaftsliberale, antiprotektionistische, der Nato und anderen internationalen Allianzen verpflichtete Parteiestablishment ließe sich möglicherweise mit der Nominierung von Präsidentensohn und -bruder Jeb Bush, Trumps früherem Konkurrenten und einstigen Gouverneur von Florida, Lindsey Graham, dem Senator aus South Carolina, oder John Kasich versöhnen, einem weiteren Widersacher Trumps und derzeitigem Gouverneur des Schlüsselstaates Ohio.

Und um den Verdacht zu zerstreuen, er appelliere mit seiner Parole „Make America Great Again“ und seiner Berufung auf eine angebliche „schweigende Mehrheit“ an rassistische Ressentiments weißer Modernisierungsverlierer, könnte er Tim Scott aus South Carolina zum Weggefährten auf dem Weg ins Weiße Haus machen, den ersten schwarzen republikanischen Senator seit 1979.

„Wie ein Ticket auf der Titanic“

Das Problem an dieser Liste möglicher Vizepräsidenten ist nur, dass alle genannten Personen bereits abgesagt haben. „Das wäre, als würde man eine Fahrkarte für die Titanic kaufen“, sagte zum Beispiel Graham. „Nie. Keine Chance“, erklärte Kasichs Pressesprecher. „Hahahahahahahahaha“, schrieb Sally Bradshaw, eine Beraterin von Bush, auf eine Frage der „New York Times“. Auch Haley, Martinez, Collins, Scott und Scott Walker, der Gouverneur von Wisconsin, ein bei religiösen Konservativen besonders populärer Politiker, haben bereits erklärt, ihre Namen nicht auf einem Wahlzettel mit Trump sehen zu wollen. „Scott Walker hat eine körperliche Abneigung gegen Trumps Charakter“, erklärte sein Berater Ed Goeas.

Trump selbst erklärte am Dienstag gegenüber der Associated Press, er habe eine Liste mit fünf oder sechs Personen und wolle seine Entscheidung noch vor dem Parteitag in Cleveland im Juli bekannt geben. Er schloss nicht aus, Chris Christie, den Gouverneur von New Jersey, als Weggefährten zu nominieren.

Allerdings ist seine Suche nach dem Vizepräsidentenanwärter äußerst chaotisch. Unklar ist beispielsweise, wer den Auftrag dafür hat: Trumps Wahlkampfmanager Corey Lewandowski? Trumps früherer Konkurrent Ben Carson? Oder der Lobbyist Paul Manafort, der schon das Image der Potentaten Sani Abacha, Ferdinand Marcos und Viktor Janukowitsch in Washington geschönt hat?

Rudy Giuliani, der frühere Bürgermeister von New York und 2008 gescheiterte Präsidentschaftskandidat, hat sich zwar schon früh hinter Trump gestellt, er scheidet aber aus, weil er wie Trump aus New York stammt. Trump erklärte, Giuliani für einen Arbeitskreis zur Bekämpfung des islamistischen Terrorismus einsetzen zu wollen. Oft wird auch Joni Ernst genannt, eine sehr rechte Senatorin aus Iowa. Allerdings ist Iowa sehr klein und wählt ohnehin schon mehrheitlich republikanisch; der Nutzen von Ernsts Nominierung wäre also gering.

Sanders siegt in West Virginia

Trumps voraussichtliche Gegnerin am 8. November wird Hillary Clinton sein. Sie hat zwar am Dienstag die Vorwahl in West Virginia gegen Bernie Sanders, den sozialistischen Senator aus Vermont, mit 35,8 zu 51,4 Prozent verloren. Allerdings brachte ihm das nur 16 Delegierte zum Parteitag in Philadelphia im Juli, während sie elf bekam und nun nur mehr 144 für die absolute Mehrheit von 2383 Delegierten benötigt. (go)

Mehr zum Thema: Seite 14, 26

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2016)

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