Das Ende des Hisbollah-Militärchefs

Vor einem gigantischen Bild von Mustafa Badreddine gab die Hisbollah den Tod ihres Kommandanten in Syrien bekannt.
Vor einem gigantischen Bild von Mustafa Badreddine gab die Hisbollah den Tod ihres Kommandanten in Syrien bekannt.(c) REUTERS (AZIZ TAHER)
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Bei einer Explosion nahe Damaskus starb der hochrangige Anführer der Schiiten-Miliz Hisbollah, Mustafa Badreddine. Er hatte sowohl Israel als auch syrische Jihadisten zum Feind.

Jerusalem. Mustafa Badreddine, Chef der libanesisch-schiitischen Hisbollah-Truppen in Syrien, ist tot. Das meldete die Hisbollah am Freitag. Badreddine starb vermutlich schon am Dienstag bei einer Explosion in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus. Anfängliche Berichte machten Israel für die Tötung des Hisbollah-Kommandanten verantwortlich. Später hieß es in einer Mitteilung der Schiiten-Miliz nur noch, Badreddine sei getötet worden – ohne Hinweis auf Ort und Umstände.

Jakob Amidror, ehemals Nationaler Sicherheitsberater in Jerusalem, äußerte sich im Gespräch mit dem Armeeradio nur vage. Der Tod Badreddines sei „eine gute Nachricht für Israel“, meinte er und fügte hinzu, dass „die Organisationen, die heute in Syrien operieren, nicht nur Israel zum Feind haben“.

Der 55-jährige Badreddine gehörte ohne Zweifel zu den von Israel meistgesuchten Männern, doch auch die syrischen Oppositionsgruppen und Jihadisten, die die Hisbollah seit Jahren im Nachbarland des Libanon bekämpft, hatten es auf ihn abgesehen.

Angriffe auf Waffentransporte

1983 soll Badreddine an einem Großanschlag auf UN-Soldaten der USA und Frankreichs in Beirut mit rund 300 Todesopfern beteiligt gewesen sein. 1984 verhängte ein Gericht in Kuwait die Todesstrafe gegen den Libanesen, der laut Libanon-Tribunal in Den Haag zudem Drahtzieher bei der Ermordung des früheren libanesischen Regierungschefs Rafik Hariri 2005 war.

Israels Luftwaffe hat in den vergangenen Jahren mehrere Waffentransporte, die von Syrien in Richtung Libanon unterwegs waren, bombardiert. Wahrscheinlich ist, dass Israel zudem hinter der gezielten Tötung von Imad Mughnijeh 2008 stand, dem damals höchsten Kommandanten der Hisbollah-Truppen, dessen Schwester mit Badreddine verheiratet war.

Auch der Drohnenangriff im Jänner vergangenen Jahres, bei dem Imad Mughnijehs Sohn Jihad ums Leben kam, ging vermutlich auf das Konto der Israelis. Einem Bericht der „New York Times“ zufolge sei damals schon Badreddine das eigentliche Ziel gewesen.

Im Dezember vergangenen Jahres starb schließlich Samir Kuntar, der Ende der 1970er-Jahre einem vierjährigen israelischen Mädchen vor den Augen ihres Vaters den Kopf einschlug, bevor er auch ihn tötete. Kuntar saß fast 30 Jahre im israelischen Gefängnis. Nach seiner Freilassung bei einem Gefangenenaustausch 2008 nahm er den Kampf gegen Israel in den Reihen der Hisbollah wieder auf.

Erst vor vier Wochen räumte Israels Regierungschef, Benjamin Netanjahu, zum ersten Mal öffentlich Angriffe auf „Dutzende Waffentransporte“ in Syrien ein. „Wir agieren, wenn wir agieren müssen, auch auf der anderen Seite der Grenze“, erklärte Netanjahu.

Keine zweite Front

Die bisher letzte militärische Konfrontation zwischen Israel und der Hisbollah liegt zehn Jahre zurück. Sie forderte mehr als 1000 Menschenleben im Libanon, auf israelischer Seite starben 44Zivilisten und 121Soldaten. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah droht zwar regelmäßig dem „kleinen Teufel“, wie Israel in der Charta seiner Bewegung heißt.

Aber solange der Krieg in Syrien andauert, an dem Tausende Hisbollah-Männer an der Seite des Regimes von Bashar al-Assad kämpfen, rechnet man in Israel kaum damit, dass die Miliz eine zweite Front eröffnet.

AUF EINEN BLICK

Der 55-jährige Mustafa Badreddinewar einer der ranghöchsten Anführer der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah. Er leitete jahrelang die Operationen gegen Israel und stand an der Spitze der Hisbollah-Kampftruppen in Syrien. Nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus wurde er nun getötet – offenbar durch eine heftige Explosion. Die Hisbollah kämpft in Syrien an der Seite des Regimes von Bashar al-Assad.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2016)

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