Proteste gegen Arbeitsmarktreform legen Frankreich lahm

Demonstranten setzen ein Polizeiauto in Flammen.
Demonstranten setzen ein Polizeiauto in Flammen.REUTERS
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Weite Teile des Eisenbahnverkehrs liegen still, Lkw-Fahrer sorgen für Blockaden. Der Notenbankchef stärkt Regierung von Präsident Hollande den Rücken.

Die Proteste gegen die Arbeitsmarktreformen in Frankreich sind am Mittwoch ausgeweitet worden. Streikende legten weite Teile des Eisenbahnverkehrs lahm. Rund die Hälfte der Hochgeschwindigkeitszüge und Bahnen zwischen den Städten verkehrten nicht, wie die Staatsbahn SNCF am Mittwoch mitteilte. Der Bahnstreik soll bis Freitag dauern.

Im Fährverkehr nach Großbritannien mussten wegen eines Aufstands von Hafenarbeitern massenweise Verbindungen abgesagt werden. Zudem sorgten Lkw-Fahrer mit ihren bereits am Dienstag begonnenen Blockaden dafür, dass mancherorts Zufahrten zu Lebensmittel- und Treibstofflagern versperrt blieben. Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau stärkte der Regierung in der Auseinandersetzung den Rücken.

"Eine deutliche Ausweitung unserer Reformen ist nicht nur nötig, sondern auch möglich", sagte der Währungshüter bei der Übergabe eines Schreibens an den Staatspräsidenten und Abgeordnete. Die Arbeitsmarktreform der Regierung sei auf diesem Weg ein willkommener Schritt nach vorne.

Hunderte Verhaftete und Verletzte bei Demos

Der Unmut von Demonstranten und Gewerkschaften richtet sich in der Protestwoche gegen gelockerte Arbeitsgesetze, die Unternehmern nach Hollandes Willen auch betriebsbedingte Kündigungen erleichtern sollen. Die Regierung hofft, mit dieser Flexibilität die Hürde für Neueinstellungen zu senken und so die hohe Erwerbslosigkeit in den Griff zu bekommen. Die Maßnahmen treffen jedoch in dem Land mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit auf Widerstand.

Am Dienstag setzte die Polizei bei einer Kundgebung in Paris Tränengas gegen maskierte Jugendliche ein, mit denen es zuvor zu Handgreiflichkeiten gekommen war. Laut Präsident Hollande wurden in den vergangenen Monaten bei Gewalt am Rande der Proteste 1000 Personen festgenommen und mehr als 300 Polizisten verletzt. Die Polizei wollte am Mittwoch in eigener Sache auf die Straße gehen und gegen die Arbeitsbedingungen demonstrieren.

(APA/Reuters)

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