Ein Bombenanschlag erschüttert Mallorca. Zwei Polizisten wurden getötet, eine zweite Bombe konnte entschärft werden. Auf der Suche nach den Attentätern wurden der Flug- und alle Seehäfen gesperrt.
MADRID. Die baskische Separatistenorganisation ETA ist offenbar fest entschlossen, ihr 50-jähriges Bestehen mit Terroranschlägen zu feiern. Am Mittwoch war in der nordspanischen Stadt Burgos ein Sprengsatz hochgegangen und hatte 60 Menschen verletzt. Gestern, Donnerstag, detonierte auf der Ferieninsel Mallorca eine Autobombe. Auch dieses Attentat richtete sich gegen die Guardia Civil. Zwei Polizisten starben. Ein zweiter Sprengsatz konnte von der Polizei entschärft werden.
Schon Minuten nach dem Attentat lief die „Operation Käfig“ an. Um ein Entkommen der Täter zu verhindern, wurden alle Verkehrsverbindungen von und zur Urlauberinsel gesperrt: der Flughäfen Palma, alle Seehäfen. Die Sperre war bis 22 Uhr geplant. Davon wären 300 Flüge mit etwa 60.000 Passagieren betroffen gewesen. Nach fast zwei Stunden wurden dann doch wieder Flug- und Seehäfen geöffnet.
Polizeiwache im Visier
Ankommende Flugzeuge, die nicht mehr auf den Heimatflughäfen zurückgehalten werden konnten, wurden zunächst zu anderen Flughäfen auf den Nachbarinseln Mallorcas und auf dem Festland umgeleitet. Die Totalsperrung des Airports Mallorcas löste auch auf vielen Urlauberflughäfen in Europa lange Verspätungen für tausende Reisenden aus.
Den Urlaubsfrieden auf der Ferieninsel Mallorca hatte um exakt 13.50 Uhr eine gewaltige Explosion zerstört. Tausende Touristen, die am Strand des Küstenortes Palmanova in der Sonne lagen, wurden aufgeschreckt. Mitten im Zentrum des Ortes, in dem Dutzende im Sommer ausgebuchte Hotels und Appartementhäuser angesiedelt sind, zündete die baskische Terrororganisation ETA einen schweren Sprengsatz.
Die qualmenden Reste des Streifenwagens, den die Terroristen in die Luft jagten, lagen noch auf der Straße. Ein verkohltes Stahlgerippe, vor jenem Gebäude, in dem eine Polizeiwache und die Post untergebracht sind. Die beiden Polizisten, 27 und 28 Jahre alt, die der paramilitärischen Guardia Civil angehörten, wurden von der Bombe unter ihrem Nissan Patrol zerfetzt.
Urlaubsresidenz des Königs
Zum Detonationszeitpunkt befanden sich hunderte Urlauber in der Nähe, kamen vom Essen in den Straßenrestaurants zurück. Zeugen berichteten, dass es panikartige Szenen auf der Straße gab: Verletzte lagen auf dem Gehsteig. Andere rannten schreiend weg. Versuchten, in ihr Hotel zu flüchten.
Auf Mallorca liegt auch die Sommerresidenz des spanischen Königs Juan Carlos. Im Marivent-Palast, auf halbem Weg zwischen Palmanova und der 14 Kilometer entfernten Hauptstadt Palma, verbringt die Königsfamilie jedes Jahr ihren Sommerurlaub. König Juan Carlos und Königin Sofia wollten am 1. August ihren Urlaub antreten. Auch Thronfolger Felipe und Prinzessin Letizia wollten kommen.
1995 versuchte die ETA, auf Mallorca König Juan Carlos mit einem Präzisionsgewehr zu töten, während er sich auf seiner Jacht im Hafen von Palma befand. Der Anschlag konnte im letzten Moment vereitelt werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2009)