Und das Schlepper-Geschäft blüht

Archivbild. Auf Kreta landeten 130 Flüchtlinge.
Archivbild. Auf Kreta landeten 130 Flüchtlinge.(c) APA/AFP/POOL/YANNIS KOLESIDIS (YANNIS KOLESIDIS)
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In Mazedonien werden 100 Flüchtlinge in einem Lkw entdeckt. Auch in Ungarn vermehren sich die Aufgriffe. Und immer wieder schlagen Flüchtlinge neue Routen ein.

Durch die Barriere Balkan kommen Flüchtlinge auf offiziellem Weg derzeit nicht durch. Das Mittelmeer als Ausweichroute floriert ebenso wie das Schleppergeschäft. Nach der Schließung des inoffiziellen Flüchtlingslagers in Idomeni hat die mazedonische Polizei 97 Flüchtlingeam Dienstag in einem Lkw am mazedonisch-griechischen Grenzübergang Bogorodica-Evzoni entdeckt. Bereits am Montag waren in Serbien 44 Migranten und drei Schlepper festgenommen worden.

Auch an der Grenze zu Ungarn blüht demnach das Geschäft der Menschenschmuggler. Täglich würden bis zu 150 neue Flüchtlinge in der nordserbischen Stadt Subotica ankommen, die ihren Weg in Richtung Westeuropa dann mit Hilfe von Schlepperbanden fortsetzen würden, berichteten lokale Medien. Sowohl vor dem Grenzübergang Kelebija-Tompa sowie Horgos-Röszke würden zudem bis zu 200 Menschen auf eine legale Einreise nach einem Asylantrag warten, was aber nur rund 20 Personen täglich erlaubt werde.

Flüchtlinge auf Kreta

Eine neue Route der Flüchtlinge könnte auch über Kreta führen. Auf der griechischen Insel haben die Behörden am Dienstag 130 Flüchtlinge entdeckt, die zu Fuß nahe der Ortschaft Milatos auf der Nordseite der Insel unterwegs waren. Es wird vermutet, dass die Menschen mit dem Boot in der Türkei gestartet sind und weiter nach Italien wollten.

Die Küstenwache suchte laut lokalen Medienberichten gemeinsam mit Fischern und anderen vorbeifahrenden Booten nach dem Schiff, das die Menschen an einem einsamen Strand abgesetzt haben soll. Einwohner der Region gaben den erschöpften Menschen Trinkwasser und leisteten Erste Hilfe. Unter den Flüchtlingen waren auch viele Kinder.

Kreta lag bisher nicht auf der klassischen Flüchtlingsroute von der Türkei aus in Richtung Ägäis-Inseln. Seit Inkrafttreten des EU-Türkei-Deals, der vorsieht, dass alle illegal aus der Türkei eingereisten Flüchtlinge wieder dorthin zurückgeschoben werden, suchen die Migranten aber offenbar neue Routen. Bereits vergangenen Freitag waren an Bord eines anderen Schiffes 65 Migranten auf dem Weg von der Türkei nach Italien auf Kreta gestrandet.

Das Missverständnis von Avramopoulos

Die EU-Kommission sah sich am Dienstag dazu gezwungen, Berichte zurückgewiesen, wonach Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos die Zahl reisewilliger Flüchtlinge in der Türkei auf drei Millionen beziffert hat. Avramopoulos habe lediglich gesagt, dass die Türkei eine solche Zahl an Flüchtlingen aufgenommen habe, sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde am Dienstag.

"Er hat niemals nahegelegt, dass diese drei Millionen Menschen tatsächlich darauf warten überzusetzen", stellte die Kommissionssprecherin mit. Am Montag hatten griechische Medien übereinstimmend berichtet, Avramopoulos habe im Gespräch mit dem griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos darauf hingewiesen, dass in der Türkei drei Millionen Menschen darauf warteten, nach Europa zu gelangen.

Die griechische Tageszeitung "Kathimerini" veröffentlichte am Dienstag erneut das entsprechende Zitat. Demnach sagte Avrampoulos: "Im Moment befinden sich in der Türkei drei Millionen und an den Nordküsten Afrikas 500.000 Menschen, die in Abhängigkeit von Schleppern den Moment abwarten, über das Meer zu gelangen. Sowohl Italien als auch Griechenland stehen unter großem Druck."

(APA/dpa)

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