Erdogan-nahe Zeitung macht Deutschland für Anschlag verantwortlich

APA/AFP/OZAN KOSE
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"Deutsches Werk", titelte "Günes" mit Blick auf den Autobombenanschlag in Istanbul. Berlin habe die türkische Reaktion auf die Völkermordresolution nicht ertragen.

Die regierungsnahe türkische Zeitung "Günes" macht Deutschland für den Autobombenanschlag in Istanbul mit mindestens elf Toten verantwortlich. "Deutsches Werk", lautet die Schlagzeile auf der Titelseite vom Mittwoch.

Deutschland habe die harte Reaktion der Türkei auf die "beschämende" Völkermordresolution des Deutschen Bundestages nicht ertragen. "In Panik geratend, ist es in alte Gewohnheiten zurückgefallen. Es hat die Terrororganisationen, die es als Marionette benutzt, einen blutigen Anschlag in Istanbul verüben lassen." Eine Anspielung auf die PKK. Das Blatt beruft sich dabei auf Volkes Stimme: "So denkt die Türkei", schreibt "Günes".

Mit einer Auflage von gut 100.000 Exemplaren gehört "Günes" zu den zehn größten Zeitungen des Landes, wenn man die Sportpublikationen nicht berücksichtigt. Bei dem Anschlag in Istanbul waren am Dienstag elf Menschen getötet worden. Die Regierung hat bisher noch keine Terrorgruppe dafür verantwortlich gemacht.

Außenminister: "Deutsche Presse nicht frei"

Ankara bereite bereits einen Aktionsplan gegen Deutschland wegen der Resolution vor, sagte der Sprecher von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, am Mittwoch. Die vorgeschlagenen "Maßnahmen" würden dann dem Ministerpräsidenten und dem Präsidenten vorgelegt. Details würden erst danach mitgeteilt.

Auch die deutschen Medien stehen nach dem Beschluss des Bundestags unter Beschuss. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte am Dienstag unterstellt, deutsche Medien würden in ihrer türkeifeindlichen Berichterstattung gesteuert. "In Deutschland wird nichts dem Zufall überlassen", sagte er dem Staatssender TRT. "Keine von den türkeifeindlichen und Recep-Tayyip-Erdogan-feindlichen Schlagzeilen ist Zufall. In Deutschland ist auch die Presse nicht frei."

Cavusoglu sagte weiter: "Es kann kein Zufall sein, dass die Zeitungen im Spektrum von ganz rechts bis ganz links am selben Tag mit denselben Schlagzeilen gegen die Türkei und gegen Recep Tayyip Erdogan schreiben. Also in Deutschland ist alles systematisch. Und diese Resolution ist in den Bundestag in dieser Systematik im Rahmen eines Planes eingebracht worden."

Anschlag auf Südosten der Türkei

Einen Tag nach dem Attentat auf Polizisten in Istanbul ereignete sich am Mittwoch im Südosten der Türkei ein neuer Anschlag. Bei der Autobombenexplosion nahe einer Polizeiwache sind mindestens drei Menschen getötet und 30 weitere verletzt worden. Ministerpräsident Binali Yildirim machte die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) für den Anschlag verantwortlich.

Yildirim nahm am Mittwoch an einer Trauerfeier für die Polizisten teil, die bei dem Anschlag in Istanbul getötet worden waren. "Wir werden sie sowohl in den Städten als auch auf dem Land entschlossen bekämpfen", sagte er. Verantwortlich sei "die Killer-PKK".

Der Anschlag vom Mittwoch richtete sich gegen eine Polizeiwache in der Stadt Midyat nahe der syrischen Grenze. Auf Fernsehbildern waren Krankenwagen zu sehen, die zum Anschlagsort eilten. Eine schwarze Rauchwolke stieg über der zerstörten Polizeiwache auf. Durch die Wucht der Explosion wurden die Fenster umliegender Häuser zerstört.

(APA)

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