"Rufmord": Arabisches Kulturzentrum kritisiert Bawag-Kündigung

Die Bawag will den Grund wegen des Bankgeheimnisses nicht verraten.
Die Bawag will den Grund wegen des Bankgeheimnisses nicht verraten.REUTERS
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Die Bawag habe das Bankkonto wegen des Vortrags einer Palästina-Aktivistin aufgelöst. Die Entscheidung sei demokratiepolitisch bedenklich, sagt OKAZ.

Das Österreichisch-Arabische Kulturzentrum OKAZ kritisiert die Auflösung seines Vereinskontos durch die BAWAG. "Die Kontoauflösung sowie die entsprechenden Medienberichte sind als Kriminalisierungsversuch und Rufmord an einem legalen und offenen Verein anzusehen", betonte OKAZ am Freitag in einer Aussendung. Die Bank bestätigte den Abbruch der Kundenbeziehung, verwies aber auf das Bankgeheimnis.

Laut Zeitungsberichten steht die Kontoauflösung im Zusammenhang mit dem Vortrag der palästinensischen Aktivistin und Flugzeugentführerin Leila Khaled am 15. April im OKAZ. "Wir halten es für höchst bedenklich, dass in einem demokratischen Rechtsstaat wie Österreich aufgrund einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung das Bankkonto eines Vereins geschlossen wird", kritisierte das Kulturzentrum.

Die heute 72-jährige palästinensische Aktivistin Khaled hatte 1969 und 1970 an zwei Flugzeugentführungen der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), die auf der EU-Terrorliste aufscheint, teilgenommen. Nach der schiefgegangenen zweiten Entführung wurde sie in London festgenommen, nach nur wenigen Wochen aber gegen Geiseln der Palästinenser ausgetauscht. Sie lebt heute in Jordanien und betreibt eine rege internationale Vortragstätigkeit.

OKAZ kritisiert "Diffamierung" Khaleds

OKAZ verteidigte Khaled als Abgeordnete des palästinensischen Parlaments, die sich mit politischen Mitteln für eine Lösung des Palästina-Konflikts einsetze. "Die Diffamierung des Vortrages von Frau Khaled durch einige österreichische Medien, die FPÖ und die der SPÖ nahe stehende Österreichisch-Israelische Gesellschaft als Terrorismus-Huldigung ist manipulativ, verhindert eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Palästina-Konflikt und schürt den anti-arabischen Rassismus", schreibt OKAZ und vermutet, dass die Kontoauflösung auf die Intervention eines Mitarbeiters der rechtsgerichteten und pro-israelischen US-"Foundation for Defense of Democracies" zurückgehe, der auch als Journalist arbeite.

Die BAWAG bestätigte, "dass wir über keine Kundenbeziehung mehr zu OKAZ verfügen. Aus Gründen des Bankgeheimnisses können wir auf die Gründe dazu nicht eingehen", hieß es in einer kurzen Stellungnahme am Mittwoch.

Leila Khaled bei einem Vortrag.
Leila Khaled bei einem Vortrag.APA/HERBERT P. OCZERET

(APA)

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