Luxusvillen, fragwürdige Einladungen: Nichts als Ärger mit dem Urlaub

Wenn Politiker Auszeit nehmen, können sie dabei sehr viel falsch machen.

Silvio Berlusconi ist ein armer Mann. Nichts als Probleme hat ihm „La Certosa“, sein bombastisches Anwesen auf der Mittelmeer-Trauminsel Sardinien, zuletzt eingebracht: Ein böser Fotograf hatte sich herangeschlichen und Bilder der freizügigen Partys, die Italiens skandalumwitterter Premier dort gab, feilgeboten.

Und dann war da noch die Sache mit den Phöniziergräbern: Kaum hatte der Regierungschef damit geprahlt, auf seinem rund 40 Hektar umfassenden Grundstück, das damit fast so groß ist wie der Vatikan, befänden sich 30 Phöniziergräber, rückte schon der Denkmalschutz auf den Plan. Dem hatte Privatmann Berlusconi die Funde nämlich nie gemeldet, obwohl er dazu verpflichtet gewesen wäre.

Bei so viel Unbill kann einem die Freude am eigenen Luxusdomizil, das vom künstlichen Wasserfall bis zu einem Amphitheater alle Stückerln spielt, glatt vergehen. Und so vermeldete die notorisch mit Berlusconi verfehdete Zeitung „La Repubblica“ kürzlich, der Premier wolle die auf rund 200 Millionen Euro geschätzte Villa verkaufen.

Diese Woche ist er aber erst recht wieder dort gelandet. Dabei hätte Berlusconi bei der Wahl des Urlaubsortes Alternativen in seinem Immobilien-Portfolio. Etwa die historische Villa Campari am Lago Maggiore, die er 2008 erworben hatte, auf dass sie in italienischen Händen bleibe: „Hätte ich es nicht gekauft, dann hätten es die Araber getan.“ Oder Silvio Bay, ein ehemaliges Pirateneiland, das der Karibikstaat Belize ihm 2005 verehrt hatte. Sorgen, dass ihm das Wahlvolk den aufwendigen Lebensstil neiden könnte, scheinen Berlusconi nicht zu plagen.

Brown will im Urlaub arbeiten

Ganz anders Briten-Premier Gordon Brown. Der gibt sich krisenbewusst sparsam und ließ verkünden, er werde den Urlaub nicht nur zur Erholung, sondern auch zu gemeinnütziger Arbeit im Wahlkreis nützen. Auch im Vorjahr hatte Brown – gerade an einem besonders tiefen Tiefpunkt auf der Beliebtheitsskala – den Urlaub in der Heimat verbracht, was ihm prompt den Spott der Medien einbrachte: Er fürchte wohl einen parteiinternen Putsch und traue sich daher nicht ins Ausland.

Wohin er auch fahre, er solle ja aufpassen, nicht zu viel Spaß zu haben, riet das Magazin „Time“. Laut einer Studie würden nämlich zwei Drittel der Briten ihren Landsleuten den Urlaub neiden. Dass der geplagte Brown sich über Gebühr amüsiere, sei aber ohnehin nicht zu befürchten, ätzte das Magazin.

Ganz anders Nicolas Sarkozy: Als ihn 2007 George W. Bush in Kennebunkport empfing – und ihm als Kontrast zur Haute Cuisine Hamburger kredenzte – grinste Sarkozy, als ob er einen Hauptpreis gewonnen hätte. Zufällig hatte Frankreichs Präsident nur 1,5 Autostunden vom Urlaubsort seines US-Kollegen ausgespannt – auf Einladung von „Freunden“, wie es hieß. Später enthüllte er die Namen derer, die ihm den Aufenthalt in der pro Woche rund 30.000 Dollar Miete verschlingenden Villa spendierten: Hochrangige Mitarbeiter von „Prada“ und „Tiffany“.

Sarkasmus gegen Sarkozy

Nur Monate zuvor hatte Sarkozy auf Einladung des Milliardärs Vincent Bolloré zwei Tage auf dessen 60-Meter-Motorjacht verbracht, An- und Abreise im Privatjet inklusive. Dementis zum Trotz ergaben Recherchen französischer Journalisten, dass Firmen Bollorés von öffentlichen Aufträgen profitierten.

Auch sein erster Urlaub mit Carla Bruni hat 2007 viel Staub aufgewirbelt – im Zielland Ägypten. Ein Abgeordneter in Kairo stellte die dringliche Anfrage, ob das damals noch unverheiratete Paar etwa im Ehebett geschlafen und damit die Moral untergraben habe.

Heuer gab es Sarkozy eine Nummer kleiner und blieb im Land, an der Mittelmeerküste. Vor Sarkasmus schützte ihn das nicht: Er bade ja im gleichen Wasser wie seine Landsleute, spottete die Zeitung „Les dernières nouvelles d‘Alsace“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.