Obama kontert Trump: "Sollen wir alle Muslime diskriminieren?"

US-Präsident Obama wehrt sich erstmals gegen Trump.
US-Präsident Obama wehrt sich erstmals gegen Trump.(c) Reuters
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Der US-Präsident wirft dem Präsidentschaftskandidaten vor, das Land zu spalten. Trump hatte Obama vorgeworfen mit radikalen Islamisten zu sympathisieren.

Erstmals stieg auch US-Präsident Barack Obama öffentlich in den Ring gegen den Republikaner Donald Trump. Der Präsidentschaftsanwärter hatte nach dem Attentat in Orlando nicht nur seine Forderung nach einem Einreisestopp für Muslime verlangt. Er ging am Montag sogar noch einen Schritt weiter: Menschen, die aus Staaten mit einer Terror-Geschichte stammen, sollten nicht in die USA einreisen dürfen.

"Wo endet das?", fragte ein sichtlich erzürnter Obama am Dienstag bei einer Rede in Washington über die Vorschläge Trumps - ohne jemals direkt seinen Namen zu nennen. Mit seinem fahrlässigen Gerede über einen Einreisestopp für Muslime und seiner Achtlosigkeit bringe der Milliardär Amerikaner gegen Amerikaner auf.

Außerdem wehrte sich Obama sehr vehement gegen Trumps wiederholten Vorwurf, er wolle radikalen Islamismus nicht beim Namen nennen. Wie er Terrorismus benenne, spiele keine Rolle, sagte Obama. "Was genau würde es bringen, den Islamischen Staat "radikale Islamisten" zu nennen? Das soll das Problem sein? Würde es den IS davon abhalten, Amerikaner umzubringen, brächte das mehr Alliierte, steckt eine Strategie dahinter?", fragte der Präsident. Eine Bedrohung bei einem anderen Namen zu nennen, ließe sie nicht verschwinden.  Die Kritik Trumps sei nicht mehr als eine "politische Ablenkungsstrategie".

"Dieses Land ist auf Freiheiten gegründet"

Er vermeide den Begriff "radikaler Islam" nicht aus politischer Korrektheit, sondern um Pauschalurteilen über den Islam vorzubeugen, sagte der US-Präsident. Er warnte eindringlich davor, alle "Muslime über einen Kamm zu scheren". Denn dann "gehen wir denen auf den Leim, die einen Krieg zwischen dem Islam und dem Westen oder den USA wollen, dann erledigen wir die Arbeit der Terroristen."

Die Attentäter von San Bernardino und Orlando seien US-Bürger gewesen. "Werden wir nun alle muslimischen US-Amerikaner anders behandeln? Werden wir sie überwachen und sie wegen ihres Glaubens diskriminieren?"

"Dieses Land ist auf Freiheiten gegründet", unterstrich Obama. "Wir haben keine Glaubenstests. Die Gründungsväter haben das nicht vorgesehen. Wir würden genau die Dinge verraten, die wir schützen wollen." Obama verwies auf das US-Militär als Beispiel, das auch mit homosexuellen und muslimischen Soldaten die Nation beschütze. "Das ist Amerika", sagte Obama. "Ein Team."

Obamas Zurechtweisung hielt Trump am Dienstag nicht davon ab, den amtierenden Präsidenten erneut zu attackieren: Der Präsident "behauptet zu wissen, wer unser Feind ist. Trotzdem bevorzugt er unsere Feinde und nicht unsere Verbündeten", sagte der Baumilliardär. "Wenn ich Präsident werde, wird immer Amerika an erster Stelle stehen."

(APA)

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