Mehr als 125 Tote bei IS-Anschlägen in Bagdad

People gather at the site of a suicide car bomb in the Karrada shopping area, in Baghdad, Iraq
People gather at the site of a suicide car bomb in the Karrada shopping area, in Baghdad, Iraq REUTERS
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In einem belebten Einkaufsviertel im Zentrum der irakischen Hauptstadt explodierte eine Autobombe. Ein weiterer Sprengsatz detonierte auf einem Markt.

Eine Woche nach der Rückeroberung der IS-Hochburg Falluja durch die irakische Armee verübte die Jihadistenmiliz Islamischer Staat den schwersten Terroranschlag in Bagdad seit Monaten: Bei zwei Bombenattentaten in Bagdad sind in der Nacht auf Sonntag nach Angaben von Polizei und Krankenhäusern mehr als 125 Menschen getötet worden. Zudem wurden mehr als 150 Verletzte gezählt, hieß es weiter.

Einer der Sprengsätz explodierte in dem belebten Geschäftsviertel Karrada, wo wegen der bevorstehenden Feierlichkeiten zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan viele Menschen ihre Einkäufe erledigten. Der IS erklärte, der Selbstmordanschlag habe sich gegen Schiiten gerichtet, berichtet das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen SITE. Die sunnitische IS-Miliz verübt immer wieder Anschläge auf Zivilisten in Bagdad und anderen irakischen Städten.

Am Anschlagsort waren zahlreiche Helfer im Einsatz. Männer bargen zwei Leichen aus einem brennenden Gebäude. Feuerwehrleute löschten den Brand, der sich durch die Detonation entzündet hatte. Überall lagen Trümmerteile herum.

Bürger über Regierung verärgert

Ministerpräsident Haider al-Abadi besuchte den Anschlagsort und versprach nach Angaben seines Büros, die für die Tat Verantwortlichen würden "bestraft". Der Regierungschef zog sich aber wegen der Wut der Anrainer schnell wieder zurück, wie die unabhängige Webseite Alsumaria News berichtete. In einem im Internet verbreiteten Video waren unterdessen irakische Bürger zu sehen, die ihrem Ärger über Unfähigkeit der Regierung Luft machten, derartige Taten zu verhindern. Sie warfen Steine auf einen Autokonvoi, in dem sich den Angaben zufolge Abadi befand.

Ein weiterer Sprengsatz detonierte am Sonntag auf einem ebenfalls gut besuchten Markt im Schiiten-Viertel Al-Shaab im Norden von Bagdad. Dort wurden nach Angaben aus Polizeikreisen mindestens zwei Menschen getötet.

Der IS hatte 2014 die Kontrolle über weite Teile des Irak übernommen. In der Folge ging die Zahl der Anschläge in Bagdad zurück - offenbar konzentrierten sich die Jihadisten auf ihre Gebiete nördlich und westlich der Hauptstadt. Zuletzt verlor der IS aber einige Gebiete wieder, vor einer Woche eroberte die irakische Armee auch die Stadt Falluja 50 Kilometer westlich von Bagdad zurück. Die Regierung feierte die Rückeroberung der IS-Hochburg als großen Erfolg.

Die Eroberung von Falluja war von US-gestützten Luftangriffen unterstützt worden. Am Freitag verkündeten die USA zudem die Tötung zweier IS-Kommandanten im Irak. Diese seien bei einem Luftangriff nahe Mossul getötet worden, der letzten noch vom IS kontrollierten irakischen Großstadt. Die irakischen Truppen und ihre Verbündeten konzentrieren sich derzeit auf die Befreiung von Mossul.

Anschläge in Bagdad.
Anschläge in Bagdad.APA

(APA/Reuters)

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