Farage war die Galionsfigur des Brexit-Lagers. Er gibt seinen Posten als Parteichef ab. Er wolle "sein Leben zurück haben".
Der Parteichef der rechtspopulistischen United Kingdom Independent Party (Ukip), Nigel Farage, tritt überraschend zürck. Mit dem Votum für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union habe er politisch alles erreicht, was er sich vorgenommen habe, begründete der 52-Jährige seinen Schritt am Montag in London. "Ich habe meine Mission erfüllt."
"Ich war noch nie und wollte auch nie ein Karrierepolitiker sein", sagte die Gallionsfigur des Brexit-Lagers. "Mein Ziel als Politiker war es allein, das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Union zu herauszubekommen." Während der Brexit-Kampagne habe er gesagt, er wolle sein Land zurück. Nun wolle er sein Leben zurück haben, meinte er. Und: Er werde seine Meinung nicht mehr ändern. Denn der 52-Jährige hat sein Amt bereits drei Mal zurück gelegt, das letzte Mal im Mai 2015, nachdem er nicht ins britische Unterhaus einziehen konnte.
Gerüchte, dass er eine neue Partei gründen werde, wies er zurück. Er werde weiterhin die Partei sowie "Unabhängigkeitsbewegungen" in anderen EU-Ländern unterstützen, betonte der Rechtspopulist. Außerdem stellte er in Aussicht an den Verhandlungen für den Brexit mitzuwirken. Er habe vielleicht "etwas zu geben", sagte er. Eine Nachfolge für ihn werde noch vor dem Parteitag im Herbst stehen, meinte Farage.
Farage will Brexit-Befürworter als neuen Premier
Großbritannien müsse einen Brexit-Befürworter als Premierminister bekommen, forderte der zurücktretende UKIP-Chef weiters. Farage wolle aber keinen Kandidaten unterstützen. Der konservative britische Premier David Cameron hatte nach der Brexit-Volksabstimmung seinen Rücktritt angekündigt. Mehrere konservative Politiker bewerben sich um seine Nachfolge.
Er zeigte sich überzeugt, dass Ukip auch in Zukunft einen großen Teil der Wählerstimmen für sich gewinnen werde. Die Partei sei wesentlich für den Sieg des Ausstiegsvotums gewesen. Die Rolle Ukips müsse nun sein, "Schwäche und Beschwichtigungen der britischen Regierung" bei den Brexit-Verhandlungen zu stoppen.
"Zündler schleichen sich davon"
Farage war neben dem Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson von den Konservativen der wichtigste Vorkämpfer des Austrittslagers vor dem EU-Referendum vom 23. Juni gewesen. Auch Johnson hatte vergangene Woche überraschend angekündigt, nicht als Camerons Nachfolger anzutreten. Farage stand seit 2010 an der Spitze der 1993 gegründeten Unabhängigkeitspartei, bereits zuvor war er von 2006 bis 2009 UKIP-Parteichef gewesen.
Der ehemalige Rohstoffhändler kämpft seit Jahren für einen EU-Austritt Großbritanniens. Zudem sorgte er immer wieder mit populistischen und fremdenfeindlichen Parolen für Schlagzeilen. Er ist seit 17 Jahren Mitglied des Europaparlaments. Die Brexit-Befürworter haben im Wahlkampf damit geworben, den Zuzug von Ausländern aus der EU zu begrenzen. Allerdings wollen sie auch einen möglichst ungehinderten Zugang zum gemeinsamen Markt der EU erhalten.
Scharfe Kritik erntet Farage vom ÖVP-Delegationsleiter im Europaparlament, Othmar Karas. "Die Zündler schleichen sich davon. Das Nicht-Antreten Boris Johnsons und der Rücktritt Nigel Farages zeigen die Verantwortungslosigkeit und Planlosigkeit der Brexit-Befürworter", sagte Karas am Montag. "Erst richten Sie einen Scherbenhaufen an und dann wollen sie sich an den Aufräumarbeiten nicht beteiligen", kritisierte Karas.
(Ag./Red.)