Der Kandidatenkreis um die Führung der Konservativen soll sich am Donnerstag auf zwei reduzieren: Favoritinnen sind May und Leadsom.
Nach dem Pro-Brexit-Votum suchen die britischen Konservativen einen Weg aus ihrer tiefen Krise. Heute soll eine Abstimmmung der Tory-Parlamentarier die Liste der möglichen Nachfolger von Parteichef und Premier David Cameron lichten. Der Regierungschef hatte nach dem Referendum seinen Rücktritt angekündigt.
Nun sind noch drei Tory-Kandidaten im Rennen um seine Nachfolge. Am Donnerstag soll sich klären, welche zwei Bewerber für die Parteimitglieder zur Wahl stehen werden.
THERESA MAY: Die Innenministerin wird als Favoritin für den Chefsessel gehandelt. Sie gilt als kühl, kompetent und neue "Eiserne Lady" der Tories. Im ersten Wahldurchgang erhielt sie 165 Stimmen der konservativen Parlamentarier - und damit weit mehr als ihre Konkurrenten. Die 59-Jährige warb vor dem Brexit-Referendum verhalten für den Verbleib in der Union, blieb aber EU-kritisch, was ihr jetzt zugutekommt.
Falls sie gewählt wird, will sie sich mit den Austrittsverhandlungen bis nächstes Jahr Zeit lassen. Als Innenministerin verantwortet May schwierige Themen: Terrorabwehr, Überwachung, Polizei, Kindesmissbrauch. Vor allem in Sachen Einwanderungspolitik gilt sie als knallhart.
ANDREA LEADSOM: Bis zum EU-Votum war die Energie-Staatssekretärin wenig bekannt. Doch während der Kampagne für den Brexit erwarb sie sich mit ihren sachlichen und durchdachten Argumenten Respekt. Nun gilt die 53-Jährige als gefährlichste Konkurrentin für May. Im ersten Auswahlverfahren stimmten 66 Konservative für Leadsom. Unter ihren Unterstützern ist auch der Brexit-Wortführer und Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson.
Die Politikerin sieht den Austritt Großbritanniens aus der EU als große Chance für das Land. Falls sie Premierministerin wird, will sie mit den Austrittsverhandlungen aufs Tempo drücken. Vor ihrer politischen Karriere war Leadsom 25 Jahre lang als Bankerin tätig.
MICHAEL GOVE: Der Justizminister hat im Rennen um die Nachfolge anscheinend die schlechtesten Karten, zumindest wählten ihn im ersten Durchgang nur 48 Konservative. Er warb mit Johnson für den Austritt aus der EU, obwohl er eigentlich ein enger Freund des Brexit-Gegners Camerons ist - oder war. Der 48-Jährige stand Johnson treu zur Seite, kündigte aber letztlich überraschend seine Kandidatur an. Mit dem Coup hat er sich wohl die Chancen auf die Cameron-Nachfolge verbaut.
Als Premier will er, wie May, bis nächstes Jahr mit den formellen Austrittsverhandlungen warten. Er schrieb früher für die konservative "Times". Als Bildungsminister machte sich Gove mit seinen Reformen viele Feinde und wechselte dann ins Justizressort.