Mehrere Attentäter töteten in Dallas fünf Polizisten, als Tausende Menschen gegen Polizeigewalt an Afroamerikanern demonstrierten. Die Schützen agierten gut geplant.
In Dallas haben mehrere Heckenschützen während eines Protestmarsches gegen Polizeigewalt am Donnerstagabend fünf Polizisten erschossen und mehrere weitere verletzt. Ein Mann verschanzte sich in einem Parkhaus und wurde am Freitagmorgen nach einem stundenlangen Schusswechsel von einem Sprengsatz der Polizei getötet. Der getötete Schütze wurde nun identfiziert. Der 25-Jährige war von März 2009 bis April 2015 Mitglied der US-Armee, teilte ein Sprecher der US-Streitkräfte mit. Von November 2013 bis Juli 2014 sei Micah J. in Afghanistan stationiert gewesen. Medienberichten zufolge hat der ausgebildete Maurer keine kriminelle Vergangenheit, auch gebe es keine bekannten Verbindungen zu terroristischen Gruppen.
J. gab an, "überall" in dem Parkhaus und in der Innenstadt Bomben gelegt zu haben. Der später getötete Verdächtige hat nach Angaben der Polizei gesagt, er habe Weiße umbringen wollen. Polizeichef David Brown sagte, die Polizei habe ihn schließlich mit einem Sprengsatz getötet, den ein Roboter transportierte. Der Mann habe sich auch gegen die Bürgerrechtsbewegung "Black Lives Matter" gestellt.
Die Polizei ermittle mit größtem Druck weiter, solange würden keine Details zum Tathergang oder den anderen Festgenommenen mitgeteilt werden.
Drei Festnahmen
Drei Personen wurden festgenommen, darunter eine Frau. Sie zeigten sich bei den Ermittlungen nicht kooperativ, erklärte Bürgermeister Mike Rawlings im Sender CBS. Bei den Angriffen wurden nach seinen Angaben zwölf Beamte und zwei Zivilisten von Geschoßen getroffen. Eine Person soll sich laut "Dallas Morning News" selbst gestellt haben, nach dem Mann war kurzfristig gefahndet worden.
Zu möglichen Motiven oder Hintergründen der Tat konnte Brown vorerst nichts sagen. Mindestens zwei der mutmaßlichen Schützen agierten wie Scharfschützen aus "höher gelegener Position" und schossen gezielt auf die Polizisten. Medien berichten, dass insgesamt vier Schützen involviert waren, Zeugen berichten von "professioneller" Ausführung und Planung des Attentats. Die Heckenschützen eröffneten das Feuer gegen Ende der Protestkundgebung um 20.45 Uhr Ortszeit (3.45 Uhr mitteleuropäischer Zeit). US-Medien beschreiben die Täter als professionell, taktisch trainiert, "offensichtlich Profis", sagt der Polizeiexperte von CNN. "Das war nicht das, was man sonst von Protesten kennt."
Sie postierten sich in einem strategischen Dreieck an der Strecke der Demonstration, sagt Polizeichef David O. Brown. Sie feuerten von erhöhten Positionen. Einigen Polizisten schossen sie in den Rücken. Es war die tödlichste Attake auf US-Polizisten seit den Anschlägen vom 11. September.
Proteste gegen Polizeigewalt
Zuvor hat es friedliche Proteste gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner gegeben. Auslöser dafür waren zwei erschossene Afroamerikaner innerhalb von zwei Tagen. In Falcon Heights (Minnesota) starb Philando Castile (32) im Krankenhaus, nachdem ein Polizist bei einer Fahrzeugkontrolle auf ihn geschossen hatte. Kurz zuvor hatten in Baton Rouge (Louisiana) zwei Polizisten Alton Sterling (37) auf einem Parkplatz zu Boden gezwungen und ihn aus nächster Nähe erschossen. Beide Vorfälle waren gefilmt und ins Internet gestellt worden.
Präsident Barack Obama äußerte sich entsetzt. "Es handelt sich nicht um Einzelfälle", sagte er in Warschau, wo er an einem NATO-Gipfeltreffen teilnimmt. Die Tat erfülle ihn mit Abscheu. Er sprach von einer gezielten Attacke auf Polizisten. Obama sagte den Behörden in der texanischen Stadt seine vollste Unterstützung zu. Über die jüngsten Entwicklungen in Dallas lasse er sich laufend unterrichten, sagte sein Sprecher.
Bürgermeister Mike Rawlings forderte die Bewohner der Stadt auf, sich zumindest in der Früh vom Tatort fernzuhalten. Weite Bereiche der Innenstadt, wo sich viele Firmensitze, Gerichtsgebäude und Restaurants befinden, waren abgesperrt. Nach den Schüssen auf die Polizisten war Panik ausgebrochen. "Wir dachten, die schießen auf uns. Es war das totale Chaos." Ein Augenzeuge filmte aus einem Hotel heraus einen der Schützen. Als sich ein Polizist dem Mann genähert habe, habe dieser den Beamten regelrecht hingerichtet, sagte Ismael Jesus, dessen Aufnahmen von dem US-Sender CNN veröffentlicht wurden.
Das Thema Polizeigewalt dürfte auch im Wahlkampf eine Rolle spielen. So erklärte die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton bereits am Mittwoch, Vorfälle wie in Louisiana beschädigten das Vertrauensverhältnis zwischen den Bürgern und der Polizei. Viele Amerikaner hätten den Eindruck, sie würden wegen ihrer Hautfarbe weniger wertgeschätzt als andere. Nach einer Zählung der "Washington Post" sind in diesem Jahr mindestens 509 Menschen von der Polizei erschossen worden, unter ihnen 123 Schwarze und 238 Weiße.
(APA/dpa/Red.)