Der Präsident sieht USA „nicht so gespalten, wie einige es darstellen“. Attentäter von Dallas plante noch größere Anschläge.
Warschau/Dallas. Angesichts einer Woche der Polizeigewalt gegen Schwarze und des Attentats von Dallas auf Polizisten beschwor US-Präsident Barack Obama nun die Einheit der Nation. „Ich glaube fest daran, dass Amerika nicht so gespalten ist, wie einige es dargestellt haben“, sagte Obama am Rande des Warschauer Nato-Gipfels vor seiner vorgezogenen Abreise aus Europa am Sonntag. Der US-Präsident rief die Amerikaner zum Zusammenhalt auf. Die Gesellschaft sei nicht extrem polarisiert, und es sei auch kein Rückfall in die 1960er-Jahre festzustellen. „Wir beobachten keine Straßenschlachten oder Polizisten, die es auf friedliche Demonstranten abgesehen hätten“, betonte der Präsident. In den 1960er-Jahren kämpfte die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA für Gleichberechtigung und war vor allem in den südlichen Bundesstaaten mit massiver Repression durch die Polizei konfrontiert.
Alle Amerikaner seien aber zu Recht empört über „unverzeihliche Angriffe auf Polizisten“ ebenso wie über den Tod der zwei Schwarzen durch Schüsse von Beamten, sagte der US-Präsident. Allerdings dürften die Taten Einzelner nicht für alle stehen.
Attentäter hortete Sprengstoff in Haus
Bei Polizeieinsätzen in St. Paul und Baton Rouge wurden zwei unbewaffnete Schwarze erschossen, und Ende der Woche griff der Afghanistan-Veteran Micah Johnson bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt in Dallas mit einem Sturmgewehr Beamte an. Fünf Polizisten und Johnson starben. Als Motiv des 25-jährigen, afroamerikanischen Attentäters gilt Hass auf weiße Polizisten.
Offenbar hatte er Pläne für eine noch größere Attacke als die tödlichen Schüsse auf die Beamten. Darauf deuteten Eintragungen in seinem Tagebuch und die Sprengstofffunde in seiner Wohnung hin, sagte der Polizeichef von Dallas, David Brown, am Sonntag in einem Interview mit dem Sender CNN.
Bei neuen Massenprotesten gegen Polizeigewalt kam es am Wochenende in mehreren US-Großstädten zu Ausschreitungen und Festnahmen. In New York behinderten Tausende Demonstranten den Verkehr auf der Fifth Avenue. (Reuters/APA/DPA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2016)