Ein 31-jähriger Mann mit tunesischen Wurzeln richtete das Blutbad in Nizza an. Der Polizei war er zwar bekannt - aber nur als gewöhnlicher Krimineller.
Wien/Nizza. Einsatzkräfte stürmen das vierstöckige Wohnhaus im Nordosten Nizzas. Ihr Ziel ist eine Wohnung im ersten Stock, in der sie jeden Stein umdrehen. Dort hat er gewohnt und wohl auch seine Terrorpläne gewälzt: Mohammed Lahouaiej Bouhlel, der Massenmörder des 14. Juli.
Auf seine Nachbarn wirkt der 31-Jährige Medienberichten zufolge nicht besonders religiös. Viel wussten die Anrainer aber nicht über den Mann aus dem ersten Stock. Nur, dass er Fahrrad gefahren ist und im Stiegenhaus nicht gegrüßt hat. Ein Einzelgänger also. Aber war er auch ein einsamer Wolf oder hatte er direkten Kontakt zu einer Terrororganisation, vielleicht sogar Komplizen? Noch hat sich niemand zum Terror in Nizza bekannt, jener Hafenstadt, die auch als Jihadisten-Rekrutierungsstätte gilt.
Die biografischen Spuren des 31-Jährigen führen nach M'saken im Nordosten Tunesiens. Dort wächst er auf, kommt dann nach Frankreich. In Nizza arbeitete er zuletzt als Lieferant. Von seiner (gestern verhafteten) Frau lebte er getrennt.
Niemand hatte den dreifachen Familienvater als potenziellen Jihadisten auf dem Radar: weder die Nachbarn noch die Geheimdienste. Es gibt keine „fiche S“ über Lahouaiej Bouhlel. Diese Akten legt der Geheimdienst über mögliche Gefährder an. Der Polizei war der Tunesier zwar bekannt, aber als Kleinkrimineller. Gewalt, Drohungen, Diebstahl: Die Liste der Straftaten ist lang. Das letzte Mal wird er im März zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Es ist eine auffallende Parallele zu den Attentätern in Paris und Brüssel, etwa Salah Abdeslam oder den Bakraoui-Brüder: Auch sie stammten aus dem Maghreb und waren gewöhnliche Kriminelle, bevor sie zu Jihadisten mutierten.
Die BBC zitierte einen Zeugen, der Lahouaiej-Bouhlel sah, als er auf die Menschenmenge zusteuerte: „Er trug einen Bart, und es schien, als hätte er Spaß.“ (strei/ag.)
Liebe Leserinnen und Leser,
wir trauern um die Opfer von Nizza.
Hass, Hetze, einseitiges Pauschalisieren gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen, Religionen oder Rassismus haben hier keinen Platz.Gleiches gilt für Aufrufe zur Gewalt.
Wir bitten um Verständnis, dass ausschließlich Beiträge berücksichtigt werden können, die sich mit der Thematik beschäftigen.
Bitte beachten Sie unsere Forenregeln
Community-Team (mkf)
(red./strei/nisch)