Die Nizza-Opfer: "Niemand verdient so ein Schicksal"

Ein junges Mädchen hält eine Rose in Gedenken an die Opfer.
Ein junges Mädchen hält eine Rose in Gedenken an die Opfer.APA/AFP/dpa/RAINER JENSEN
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Immer mehr wird über die Identität der Toten bekannt: Eine siebenfache Mutter, ein Vater mit seinem elfjährigen Sohn, Schülerinnen auf Maturareise.

Mindestens 84 Menschen sind bei dem Anschlag auf eine Strandpromenade in Nizza ums Leben gekommen, 50 schweben in Lebensgefahr. Es ist erst wenig über die Opfer bekannt, viele der Toten müssen noch identifiziert werden. Gesichert gilt, dass auch zehn Kinder der Amokfahrt zum Opfer fielen.

Fatima Charrihi sei die erste gewesen, die ums Leben kam, berichtete ihr Sohn der Zeitung L'Express. "Alles, was ich sagen kann, ist, dass sie ein Kopftuch trug und den Islam auf die richtige Art und Weise praktizierte. Einen richtigen Islam, nicht die Version der Terroristen." Die Muslima mit einer französischen Aufenthaltserlaubnis hatte sieben Kinder.

Opfer des Attentats wurden auch der 52-jährige Sean Copeland und sein 11-jähriger Sohn aus Texas, die mit ihrer Familie auf Urlaub gefahren waren. Der junge Brodie spielte in einem Baseballclub. "Niemand verdient so ein Schicksal, besonders nicht diese wundervolle Familie", schrieb der Verein auf Facebook.

Als engagierten und leidenschaftlichen Mann, bezeichnen Angehörige den 60-jährigen Robert Marchand. Der Vater war Vorstand und Trainer eines Leichtathletik-Clubs in Burgund.

Noch keine Informationen über Österreicher

Der Lkw erfasste auch drei Berlinerinnen tödlich. Es handle sich um zwei Schülerinnen und eine Lehrerin aus Charlottenburg, die in Nizza auf Maturareise gefahren waren, berichtete der "Tagesspiegel". Die Erwachsene hatte die Jugendlichen auf der Klassenfahrt begleitet.

Weitere Opfer sind die 54-jährige Linda Casanova aus Agno Ticino, dem italienischen Teil der Schweiz, sowie der Vizevorsitzende der Grenzpolizei in Nizza, Jean-Marc Leclerc. Zudem fielen eine russische Studentin, eine Armenierin, ein Ukrainer und mindestens zwei Marokkaner dem Attentat zum Opfer. Das belgische Außenministerium gab bekannt, noch keine Informationen über den Verbleib von mindestens 20 seiner Staatsbürger zu haben.

Hinweise auf österreichische Opfer gibt es nach Angaben des Außenministeriums in Wien vorerst nicht. Da noch nicht alle Leichen identifiziert seien, könne dies vorerst aber auch noch nicht ausgeschlossen werden. Nach wie vor bangen viele Angehörige um Verwandte und Bekannte. Es sind vor allem junge Burschen und Mädchen, die seit dem gestrigen Abend unauffindbar sind, berichtet "Nice-Matin".

Biografische Angaben zu einigen der Opfer, soweit sie bekannt sind:

  • Eine deutsche Lehrerin und zwei Schüler der Oberstufe der Paula-Fürst-Schule in Berlin-Charlottenburg wurden laut dem Bezirksamt bei dem Attentat getötet. Namen und Alter der Opfer wurde bisher nicht bekannt gegeben. Laut dem "Tagesspiegel" handelt es sich um zwei Schülerinnen.

  • Michael Pellegrini, ein 28 Jahre alter Lehrer für Wirtschaft an einem Privatgymnasium in Longwy in Ostfrankreich, starb zusammen mit seiner 55-jährigen Mutter Veronique Lion, und seinen Großeltern François und Christiane Locatelli, 82 und 78 Jahre alt. Alle vier lebten in der Gemeinde Herserange bei Longwy.

  • Sean Copeland, ein 51-jähriger Angestellter einer Softwarefirma im US-Bundesstaat Texas, und sein elfjähriger Sohn Brodie waren einem Medienbericht zufolge auf Familienbesuch in Nizza, als sie von dem Laster erfasst wurden. Zuvor hatten sie Pamplona und Barcelona in Spanien besucht.

  • Fatima Charrihi, 60 Jahre, war eine aus Marokko stammende siebenfache Mutter und Hausfrau aus Nizza. "Sie war eine sehr fromme Frau, eine wunderbare Person, ebenso aufmerksam gegenüber ihren eigenen Kindern wie den anderen", sagte ihr Sohn Hamza dem Magazin "L'Express".

  • Emmanuel Grout, 48 Jahre, war in Nizza als Polizeikommissar für die Grenzpolizei am örtlichen Flughafen zuständig. Er war einem Medienbericht zufolge außer Dienst mit seiner Lebensgefährtin und deren Tochter für das Feuerwerk auf der Strandpromenade.

  • Timothe Fournier, ein 27 Jahre alter Tabakverkäufer aus Paris, konnte gerade noch seine schwangere Frau zur Seite stoßen, bevor ihn der Lastwagen traf. "Er war ein verträumter junger Mann, der aber immer für seine Frau und ihr künftiges Kind da war", sagte seine Cousine Anais AFP.

  • Robert Marchand, 60 Jahre, war der Präsident und Trainer des Leichtathletikvereins von Marcigny in Ostfrankreich. "Er war ein sehr aufopferungsvoller Mann, der die Werte des Sports verkörperte und sie allen Kindern vermittelte, die ihn umgaben", sagte der Bürgermeister seiner Heimatstadt, Louis Poncet, AFP.

  • Viktoria Sawtschenko, 20 Jahre, studierte an der staatlichen Universität für Finanzen in Moskau. Einem Medienbericht zufolge war die junge Russin zum Urlaub in Nizza mit einer Freundin und Kommilitonin, die bei dem Attentat an den Beinen verletzt wurde, aber nicht in Lebensgefahr schwebt.

  • Linda Casanova Siccardi, eine 54-jährige Zollinspektorin aus der Schweizer Gemeinde Agno im Tessin, war mit ihrem französischen Ehemann Gilles zum Urlaub an der Côte d'Azur, als sie von dem Lastwagen erfasst wurde. Laut ihrer Heimatgemeinde überlebte ihr Mann das Attentat unverletzt.

  • Hinweise auf österreichische Opfer gibt es nach Angaben des Außenministeriums in Wien vorerst nicht.

>>> Bericht in "L'Express".

>>> Bericht im "Tagesspiegel".

>>> Bericht auf BBC.

(maka)

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