Europol: 2015 Wendejahr für Terror in Europa

Bei der Amokfahrt in Nizza starben mehr als 80 Menschen.
Bei der Amokfahrt in Nizza starben mehr als 80 Menschen.APA/AFP/BORIS HORVAT
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Vergangenes Jahr gab es 211 gescheiterte, vereitelte oder geglückte Terrorattentate in der EU - ein Rekordwert. Europol warnt vor weiteren Anschlägen.

Die Sicherheitsbedrohung in Europa ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und das vergangene Jahr sei ein klarer Wendepunkt gewesen, schreibt die europäische Polizeibehörde Europol in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht: "Die Terrorattacken in Paris im Jänner und November 2015 markieren eine klare Wende in den Absichten und den Fähigkeiten jihadistischer Terroristen, eine hohe Zahl städtischer Bewohner zu töten", heißt es. Die unterschiedliche Durchführungsweise der Attentate, ob mit Bomben, Gewehren oder Messern, mache die Diversität der Bedrohung deutlich.

Im vergangenen Jahr seien in der Europäischen Union 151 Menschen bei Terroranschlägen getötet und 360 verletzt worden. Zudem verzeichnete Europol 211 gescheiterte, vereitelte oder durchgeführte terroristische Attentate - das ist die höchste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2006. Sie fanden in Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien, Dänemark und Großbritannien statt.

Die Polizei habe in EU-Mitgliedsstaaten 2015 1077 Personen wegen terroristischer Vergehen festgenommen - mehr die Hälfte davon in Zusammenhang mit jihadistischem Terrorismus. Allein in Frankreich seien 424 Personen festgenommen worden.

Rechtsextremer Terror besorgniserregend

In dem Bericht identifizierte Europol auch zwei "besorgniserregende Entwicklungen": Die allgemeine Bedrohungslage werde erstens durch die beachtliche Zahl zurückgekehrter ausländischer Kämpfer verstärkt. Zweitens würden nationalistische, rassistische und antisemitische Gefühle in Europa rasant zunehmen und damit zu rechtsextremen Terrorakten führen.

Zugleich warnte Europol nach den Anschlägen von Nizza und Würzburg vor weiteren terroristischen Attacken in Europa. Anschläge von Einzeltätern wie in Nizza und Würzburg seien eine "bevorzugte Taktik" der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sowie auch von Al-Kaida, heißt es in einer am Mittwoch in Den Haag veröffentlichten Analyse zu den jüngsten Anschlägen.

"Beide Bewegungen haben mehrfach Muslime in westlichen Ländern aufgerufen, individuelle Anschläge in ihrem Wohnland zu verüben." Die Angriffe zeigten auch, so Europol, dass solche Einzeltäter kaum rechtzeitig aufzuspüren und Anschläge zu verhindern seien. Die Terrorismus-Experten von Europol analysierten die Anschläge von Orlando, Nizza, Magnanville und Würzburg.

Auch wenn der IS die Verantwortung für die jüngsten Anschläge übernommen hatte, sehen die Experten keinerlei direkte Verbindung. Es gebe keine Beweise, dass der IS diese vier Anschläge "geplant, logistisch unterstützt oder direkt ausgeführt" habe. Es gebe auch keine Beweise, dass die Attentäter tatsächlich aktiv einer IS-Gruppe angehörten.

>>> Zum Bericht.

(APA/dpa)

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