Republikaner: Chris Christie, der Inquisitor

Chris Christie.
Chris Christie.(c) APA/AFP/TIMOTHY A. CLARY
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Der Gouverneur galt als Favorit für den Vizepräsidentenposten, ging aber leer aus. Er hatte sich früh auf Trumps Seite geschlagen.

Wien/Cleveland. Der frühere Bundesstaatsanwalt aus New Jersey war beim Parteikonvent in Cleveland ganz in seinem Element. Statt einer Parteitagsrede hielt Chris Christie, der schwergewichtige Gouverneur, ein Plädoyer gegen Hillary Clinton, das sich immer mehr in eine Agitation verwandelte. „Ist sie schuldig oder nicht?“, fragte er wie ein Inquisitor ein ums andere Mal die aufgeputschten Delegierten in der Sportarena – und als Echo schallte es zurück: „Sperrt sie ein.“

Es hatte den Anschein, als wolle sich Christie für das Amt des Justizministers in einer Trump-Regierung bewerben – eines Regierungsteams, mit dessen Bildung er selbst beauftragt ist. Anders als Dick Cheney, der im Jahr 2000 denselben Job für George W. Bush übernommen hatte, gelang es ihm indes nicht, den Topjob des Vizepräsidentschaftskandidaten für sich zu reklamieren. Wie es heißt, schäumte der Gouverneur darüber, dass Trump ihn so schnöde übergangen hatte. Mit Mike Pence und Newt Gingrich war er in die Endausscheidung gekommen.

Schließlich hatte Christie mit seinem Engagement für den umstrittenen Milliardär am meisten riskiert. Christie war als einer der Favoriten ins Präsidentschaftsrennen gestartet, doch Skandale aus seiner Ära aus New Jersey hingen ihm nach, und darüber hinaus zog Donald Trump fast die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Bevor er seine Bewerbung nach der Schlappe in New Hampshire im Februar zurückzog, demontierte er in einer TV-Debatte Marco Rubio, Trumps schärfsten Rivalen.

Nebenrolle als Trumps Lakai

Umgehend unterstützte der Gouverneur danach den großspurigen Tycoon, und er warf sein ganzes politisches Gewicht für ihn in die Waagschale – bei Parteifreunden wie auch bei Geldgebern. Vielen galt er als Trumps Lakai, doch die Häme nahm er auf sich.

Im von Staus und Baustellen geplagten New Jersey sind Christies Umfragewerte nach unten gepurzelt. 2011 war er wie ein Komet am republikanischen Firmament aufgestiegen, sein Stern scheint vorerst jedoch erloschen, und es ist fraglich, ob er 2020 bei der nächsten Wahl noch hell erstrahlen wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2016)

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