Sechzig chinesische Christen stellen in Tschechien Asylantrag

Chinesen bei einer Messe in Tianjin.
Chinesen bei einer Messe in Tianjin.REUTERS
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Die Chinesen fühlten sich in ihrer Heimat wegen ihres Glaubens verfolgt. Die Bearbeitung der Fälle ist für die tschechische Regierung politisch heikel.

Sechzig chinesische Christen haben heuer Asyl in Tschechien beantragt, weil sie sich in ihrer Heimat wegen ihres Glaubens verfolgt fühlten. Nach Tschechien kamen sie in einigen Wellen von Februar bis Mai, wie die tschechische Tageszeitung "Hospodarske noviny" unter Berufung auf eine Hilfsorganisation schreibt.

Falls das tschechische Innenministerium den Menschen Asyl erteilen würde, käme dies praktisch einer Anerkennung der tschechischen Regierung gleich, dass in China Menschenrechte verletzt würden. Dies könnte zu Komplikationen für Prag führen, weil diese an guten Beziehungen zu Peking interessiert und um chinesische Investitionen bemüht sei, schreibt das Blatt. Im März hielt sich der chinesische Präsident Xi Jinping zu einem Staatsbesuch in Tschechien auf.

KP fürchtet um Autorität

Zur Zeit warten die Chinesen in Flüchtlingslagern auf die Entscheidung der tschechischen Behörden. Das Innenministerium verhängte eine 90-tägige Frist dafür, die es bis auf sechs Monate verlängern kann. Mit der Entscheidung wird bis Ende des Jahres gerechnet. Die Chinesen stellten in den vergangenen Jahren nur einen Bruchteil der Asylantragsteller in Tschechien dar. 2015 befasste sich das Innenministerium nur mit vier Fällen, 2014 mit 15 Fällen.

Doch die chinesische Regierung geht in den vergangenen Jahren mit Kirchendemolierungen und Festnahmen immer härter gegen sogenannte Untergrundkirchen vor. Die Kommunistische Partei fürchtet um ihre moralische Autorität. Denn die Zahl der vor allem protestantischen Konvertiten wächst rasant: Mindestens neun Millionen chinesische Katholiken soll es geben. Protestanten sollen derzeit etwa vier Prozent der 1,3 Milliarden zählenden Bevölkerung ausmachen.

Erst am Mittwoch war in China ein berühmter Führer einer chinesischen Untergrundkirche, der Aktivist Hu Shigen, zu mehr als sieben Jahren Haft verurteilt worden. Die Anklage hatte dem Aktivisten vorgeworfen, eine "Untergrundorganisation" geführt zu haben, die sich als religiöse Gruppe "ausgab", tatsächlich aber seine Mitglieder zu Protesten gegen die Regierung aufgerufen habe

(APA)

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