Rotes Kreuz: "Nichts und niemand ist in Aleppo sicher"

Ein Mann nach einem Angriff in den Straßen von Aleppo.
Ein Mann nach einem Angriff in den Straßen von Aleppo.APA/AFP/AMEER ALHALBI
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Der Konflikt um die syrische Stadt sei einer der schlimmsten der Neuzeit, sagt die Hilfsorganisation. Das Leid der Bevölkerung sei gewaltig.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat einen dramatischen Appell an die Konfliktparteien in Syrien gerichtet, das "Töten" im umkämpften Aleppo zu beenden. Der Kampf um die geteilte syrische Metropole sei "zweifellos einer der verheerendsten städtischen Konflikte der Neuzeit", erklärte IKRK-Präsident Peter Maurer am Montag.

"Nichts und niemand in Aleppo ist sicher", fügte er hinzu. Häuser, Schulen und Krankenhäuser seien allesamt in der Schusslinie der Konfliktparteien und die Menschen in Aleppo lebten in einem dauerhaften Angstzustand, erklärte Maurer. Das Leid der Bevölkerung und vor allem der Kinder sei "gewaltig". Er rufe daher alle Seiten dazu auf, "die Zerstörung, die willkürlichen Angriffe und das Töten zu stoppen".

Aleppo war früher eine lebendige Wirtschafts- und Kulturmetropole. Die Stadt ist seit Mitte 2012 in einen von den bewaffneten Aufständischen kontrollierten Osten und einen von der Regierung beherrschten Westen geteilt. Nachdem die Regierungstruppen Mitte Juli die Kontrolle über die letzte Zufahrtstraße in die Rebellenviertel übernommen hatten, verschlechterte sich die Lage der dort lebenden 250.000 Zivilisten dramatisch. Insgesamt leben in Aleppo noch rund 1,5 Millionen Zivilisten - meist ohne Elektrizität und sauberes Trinkwasser.

Forderung nach Versorgungs-Feuerpause

Denn durch die Kämpfe sei die Infrastruktur der Stadt zerstört worden, sagt der IKRK-Präsident, die flächendeckende Strom- und Wasserversorgung sei zusammengebrochen. Viele Menschen sind gezwungen, Wasser aus Brunnen zu verwenden, die durch Fäkalien und Schmutz verseucht sind. Das IKRK begann bereits mit Trinkwasserlieferungen und forderte einen freien Zugang für alle anderen Hilfsorganisationen. Medikamente, Nahrungsmittel und sauberes Trinkwasser stünden bereit, sagte etwa das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF vergangene Woche - sie müssten nur eingesetzt werden.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier drängte am Montag bei einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow darauf, dass umgehend Hilfsgüter nach Aleppo gebracht werden können. Russland trage dabei eine besondere Verantwortung. Zuvor hatte Steinmeier vorgeschlagen, die bedrängte Zivilbevölkerung aus der Luft zu versorgen. Auch die UNO hatte in der Vergangenheit bereits regelmäßige zweitägige Feuerpausen gefordert, um die Hilfe für die Bevölkerung Aleppos zu gewährleisten.

Vergangene Woche hatten die russischen Streitkräfte eine dreistündige tägliche Feuerpause angekündigt, die aber nach Angaben aus den umkämpften Stadtteilen nicht eingehalten wird. Die Kämpfe gehen weiter - Aktivisten werfen den Regimetruppen sogar vor, Giftgas einzusetzen.

(APA/AFP)

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