Ex-Außenminister Powell lässt sich über Kandidaten aus. Untersuchung gegen Trump-Stiftung.
Wien/New York. Colin Powell wähnte sich im Schutz der Vertraulichkeit, als er via E-Mail gegen den Präsidentschaftskandidaten seiner Partei herzog. Donald Trump, so schimpfte der Ex-Generalstabschef und frühere Außenminister im Juni vor dem Parteitag in Cleveland, sei eine „nationale Schande und ein internationaler Paria“. Das vernichtende Urteil Powells wurde Online-Nachrichtenportalen in den USA zugespielt.
Wie zahlreiche Parteifreunde wahrt Powell offiziell Distanz zum ungeliebten Präsidentschaftskandidaten. Anders als viele republikanische Diplomaten, Militärs und Sicherheitspolitiker hat er indes nicht offen vor Trump gewarnt. Manche Republikaner hätten George W. Bushs Außenminister 2008 nur allzu gern als Kandidaten unterstützt, doch Powell sprach sich für Barack Obama aus.
Er ließ nun nicht nur kein gutes Haar an Donald Trump, sondern übte auch harsche Kritik an Hillary Clinton, eine seiner Nachfolgerinnen im State Department. In der E-Mail-Affäre, der Nutzung eines privaten Accounts, habe sie erneut eine für sie charakteristische Hybris an den Tag gelegt, schrieb er.
Wahlkampf-Comeback
Während sich Obama bei einem ursprünglich gemeinsam geplanten Wahlkampfauftritt in Philadelphia für Hillary Clinton in die Bresche warf und alle Register gegen Trump zog, und während Clinton nach ihrer Zwangspause infolge einer Lungenentzündung ihr Wahlkampf-Comeback vorbereitete, droht jetzt dem republikanischen Kandidaten Ungemach.
New Yorks Justizminister, Eric Schneiderman, kündigte eine Untersuchung gegen die Trump-Stiftung an. Im Zusammenhang mit einer Spende an Floridas Justizminister soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Trump bezahlte eine Steuerpönale von 2500 Dollar. Das Trump-Lager warf derweil Schneiderman vor, mit zweierlei Maß zu messen, weil er die international ungleich bedeutendere Clinton-Stiftung ungeschoren gelassen habe. (vier)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2016)