Das erste Fernsehduell am Montagabend wird wohl der Höhepunkt des Wahlkampfes. Trump drohte damit, eine frühere Geliebte Bill Clintons mitzubringen.
Beim ersten Fernsehduell am Montagabend zwischen Hillary Clinton und Donald Trump könnte für die beiden US-Präsidentschaftskandidaten kaum mehr auf dem Spiel stehen. Die Demokratin und der Republikaner liegen in den Umfragen eng beieinander, mehr als ein Fünftel der Wähler ist noch unentschlossen. Die Einschaltquote dürfte ein Rekordniveau erreichen.
Was hingegen die Moral betrifft, geht das Niveau weiter nach unten. Trump hat damit gedroht, zur Fernsehdebatte eine frühere Geliebte von Clintons Mann mitzubringen. Das ist seine Reaktion auf die Ankündigung des milliardenschweren Geschäftsmannes Mark Cuban, wonach dieser beim TV-Duell in der ersten Reihe sitzen werde. Cuban ist ein lautstarker Trump-Gegner und fester Clinton-Unterstützer. Wenn Cuban in der ersten Reihe sitzen wolle, dann werde er vielleicht Gennifer Flowers direkt neben ihn setzen, twitterte Trump.
Flowers hatte während Bill Clintons Präsidentschaftswahlkampf 1992 über eine langjährige Affäre mit dem Demokraten berichtet und Clinton das zunächst bestritten. Dann räumte er 1998 unter Eid aber eine frühere sexuelle Beziehung mit ihr ein, bestritt allerdings Einzelheiten von Flowers' Darstellung.
Sie selber schrieb am Samstag auf Twitter: "Hi Donald. Du weißt, dass ich in Deiner Ecke bin und definitiv bei der Debatte sein werde."
90 Minuten, die entscheiden können
In der US-Geschichte haben Fernsehdebatten mehrfach den Verlauf eines Wahlkampfs maßgeblich verändert. In den 90 Minuten des Duells - und die sind frei von Werbeunterbrechungen - darf sich also keiner der beiden Kandidaten eine Schwäche leisten.
Diesmal findet das erste der drei Duelle zudem zu einem kritischen Zeitpunkt statt. Die bisher in Umfragen führende Clinton hat einen großen Teil ihres Vorsprungs eingebüßt. In der jüngsten Reuters/Ipsos-Erhebung erhielt die ehemalige Außenministerin 41 Prozent, der Geschäftsmann Trump 37 Prozent. Der Republikaner befindet sich auch sonst tendenziell im Aufwind: Am Freitag bekannte sich überraschend noch einer seiner ärgsten Rivalen aus den Vorwahlen, der Erzkonservative Ted Cruz, zu ihm. Clintons jüngster Schwächeanfall und die anhaltende Debatte über ihren Umgang mit vertraulichen E-Mails lassen die 68-Jährige als in der Defensive erscheinen.
Etwa sechs Wochen vor der Abstimmung am 8. November sind rund 22 Prozent der potenziellen Wähler noch unentschlossen. Und über die Hälfte der Wähler hat keine klare Vorstellung davon, für welches Programm die Kandidaten stehen.
Übungsdebatten zur Vorbereitung
Die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Kandidaten spiegeln sich in ihren Vorbereitungen wider. Clinton bereite sich akribisch vor und übe das Duell in Rollenspielen, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Berater, Verbündete und Freunde der ehemaligen First Lady. Mit Hilfe von psychologischen Profilen werde nach Möglichkeiten gesucht, Trump aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dieser wiederum führe keine Übungsdebatten, sondern studiere Videoaufnahmen von Clinton, berichtete das Blatt. Trump halte auch wenig davon, sich Einzelheiten einzuprägen, die die meisten Zuschauer nach einer Stunde ohnehin vergessen hätten. Auch hielten es seine Berater für sinnlos, Trump Daten und Fakten eintrichtern zu wollen - vielmehr solle er sich auf die großen Fragen konzentrieren.
(Ag./Red.)