Streit um Mossul-Offensive: Erdogan droht mit "Plan B"

Erdogan (2.v.l.) am Freitag in Konya
Erdogan (2.v.l.) am Freitag in KonyaREUTERS
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Die Türkei will an der geplanten Offensive zur Befreiung der nordirakischen Großstadt Mossul vom IS beteiligt sein. Wenn man die Türkei nicht wolle, "werden wir einen Plan B aktivieren."

Im Streit um die Beteiligung der türkische Armee an der geplanten Militäroffensive auf die Großstadt Mossul im Irak hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit dem Rückgriff auf einen "Plan B" gedroht - wie immer dieser auch aussehen mag.

"Wir sind entschlossen, unseren Platz in der Koalition im Irak einzunehmen, für die Einheit des Irak", sagte Erdogan am Freitag bei einer Veranstaltung in der zentralanatolischen Stadt Konya. "Wenn die Koalitionskräfte die Türkei nicht wollen, werden wir einen Plan B aktivieren."

Sollte dieser ebenfalls nicht greifen, werde auf einen "Plan C" zurückgegriffen, sagte Erdogan, ohne nähere Angaben zu machen, was er damit meinte. Die Türkei dringt darauf, an der geplanten Offensive zur Befreiung der nordirakischen Großstadt Mossul von der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) beteiligt zu werden. Die irakische Regierung lehnt dias aber ab und fordert den Abzug der türkischen Truppen aus dem Irak.

Bagdad fordert Abzug der "Besatzungstruppen"

Die Türkei hat rund 2.000 Soldaten im kurdischen Autonomiegebiet im Nordirak stationiert, allein 500 davon auf der Militärbasis Baschika, wo sie sunnitische Milizen für den Kampf gegen die Dschihadisten trainieren. Nachdem das türkische Parlament Anfang Oktober das Mandat für den Einsatz in Syrien und dem Irak um ein Jahr verlängerte, forderte das Parlament in Bagdad den Abzug der türkischen "Besatzungstruppen".

Dies löste wütende Reaktionen in Ankara aus und Erdogan griff Iraks Ministerpräsident Haider al-Abadi vehement an. Am Freitag wies er erneut Forderungen nach dem Abzug der türkischen Truppen zurück. Diese befänden sich auf Einladung der Kurden in Baschika. "Tut mir leid, aber meine Landsleute sind dort, meine turkmenischen, arabischen und kurdischen Brüder sind dort. Und sie sagen uns, kommt und helft uns", sagte Erdogan.

Todesstrafe "berechtigte Forderung"

Bei seinem Besuch in Konya brachte Erdogan drei Monate nach dem Putschversuch in der Türkei auch erneut die Wiedereinführung der Todesstrafe ins Spiel gebracht. Die Rufe aus dem Volk danach seien "eine berechtigte Forderung", sagte Erdogan. Unter frenetischem Beifall von Tausenden Anhängern fügte er hinzu: "Was der Westen dazu sagt, interessiert mich nicht. Mich interessiert mein Volk." Konya gilt als eine Hochburg der Islamisten in der Türkei.

Das Volk verlange vom Parlament, über die Todesstrafe zu diskutieren, sagte Erdogan. So, wie das Parlament die Todesstrafe 2004 abgeschafft habe, so könne es sie auch wieder einführen. Der Präsident betonte erneut, wenn ihm das entsprechende Gesetz vorgelegt werde, dann "ratifiziere ich es". Erdogan nannte die Putschisten "Mörder" und betonte, es sei nicht an der Regierung, ihnen zu verzeihen.

(APA/AFP/dpa)

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