Neue Partei sorgt vor zweiter Wahlrunde für Furore.
Vilnius. Litauens linksliberaler Dreierkoalition droht das Aus, wenn am Sonntag in der zweiten Runde die restlichen 68 der 141 Sitze im litauischen Parlament per Direktwahl vergeben werden. In Runde eins setzte es eine krachende Niederlage, die Sozialdemokraten etwa stürzten von Platz eins auf 14,4 Prozent ab. Großer Sieger war der eher konservative und ökologisch angehauchte „Bund der Bauern und Grünen“ (LVLS). Mit 21,5 Prozent der Stimmen landete er nur hauchdünn hinter der oppositionellen und konservativen Vaterlandsunion. Gut möglich, dass sich der LVLS bald einen Partner rechts oder links der Mitte aussuchen kann.
Korruptionsskandale schadeten der Regierung, auch die Liberalisierung des Arbeitsmarkts (ab 1. 1. 2017) polarisierte. Zwar zeigen alle Wirtschaftsindikatoren nach oben. Auch die Löhne steigen. Mit durchschnittlich 748 Euro vor Steuern treiben sie aber weiter Tausende Litauer über die Grenzen. Die Auswanderungswelle schlachtete der LVLS im Wahlkampf aus. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2016)