IS richtet Massaker in Mossul an

APA/AFP/AHMAD AL-RUBAYE
  • Drucken

Die Terrormiliz soll in ihrer belagerten Hochburg 232 Menschen brutal ermordet haben. Das melden die Vereinten Nationen.

Die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat nach UN-Angaben nahe ihrer irakischen Hochburg Mossul am Mittwoch 232 Menschen getötet. Sie hätten sich geweigert, Anordnungen zu befolgen, erklärte eine Sprecherin des UN-Menschenrechtskommissars am Freitag in Genf. Die Extremisten hätten rund 8000 Familien und damit Zehntausende Menschen aus der Umgebung Mossuls entführt und sie in die Stadt gebracht, um sie in der Nähe von militärischen Einrichtungen als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Viele von ihnen, die sich dagegen gesträubt hätten, seien auf der Stelle erschossen worden. Die entsprechenden Berichte, die die UNO dazu bisher erhalten habe, seien noch unvollständig, sagte die Sprecherin. Derzeit läuft eine Großoffensive der irakischen Streitkräfte, die mit Unterstützung schiitischer und kurdischer Milizen den IS aus seiner letzten Hochburg im Irak vertreiben wollen.

Schiitische Milizen im Irak kündigten unterdessen auch eine Offensive im Grenzgebiet zur Türkei an und steuern damit auf eine Konfrontation mit dem Nachbarland zu. Die Offensive richte sich gegen Stellungen des IS westlich von Mosul, kündigte ein Sprecher der vom Iran unterstützen Milizen am Freitag an. Der Vorstoß sei Teil der Offensive zur Rückeroberung von Mosul, das seit 2014 vom IS beherrscht wird. Stoßrichtung des Angriffs sei die Stadt Tal Afar.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte am Mittwoch gewarnt, die Türkei werde geeignete Maßnahmen einleiten, sollte Tal Afar angegriffen werden. Die Türkei fürchtet, der Einsatz schiitischer Milizen in der sunnitisch geprägten Region werde zu Vertreibungskämpfen zwischen den Religionsgruppen führen. Zudem leben in der irakischen Region auch Turkmenen, für die sich die Regierung in Ankara verantwortlich fühlt. In Tal Afar lebte eine Mischung aus Sunniten und schiitischen Turkmenen, bis die Schiiten 2014 vor den radikal-sunnitischen IS-Kämpfern flohen, die den Norden des Irak überrannten und ein Kalifat ausriefen, das Teile des Irak und Syriens umfasst.

Russland will keine weiteren Luftangriffe 

Russland verzichtet nach Angaben des Präsidialamts vorerst auf Luftangriffe auf die syrische Großstadt Aleppo. Präsident Wladimir Putin sei der Ansicht, eine Wiederaufnahme der Bombardements sei gegenwärtig nicht nötig, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow am Freitag vor Journalisten in Moskau.

Damit solle den USA Zeit gegeben werden, um moderate Oppositionsgruppen von terroristischen Gruppierungen unterscheiden zu können. Auch wolle Putin mit der Verlängerung der Feuerpause der Bevölkerung und Aufständischen Gelegenheit geben, die umkämpfte Stadt zu verlassen. Allerdings behalte man sich das Recht vor, alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um die syrische Armee zu unterstützen.

Offensive auf Mossul

Die irakische Armee hat am 17. Oktober die Offensive auf Mossul gestartet. Unterstützt wird sie dabei von schiitischen Milizen und kurdischen Kämpfern sowie der Luftwaffe der US-geführten Koalition. Den Schiiten-Milizen wirft die UNO Übergriffe auf Sunniten vor. So sollen sie im Juli über 640 sunnitische Männer und Jugendliche aus der ehemaligen IS-Hochburg Falluja entführt haben. Demnach sollen weitere 50 erschossen oder zu Tode gefoltert worden sein. Der kurdische Ministerpräsident Nechirvan Barzani rechnet unterdessen mit der Rückeroberung der irakischen Metropole Mosul aus den Händen der Terrormiliz Islamischer Staat in spätestens drei Monaten. Die Vororte seien von kurdischen Peshmerga-Kämpfern und irakischen Truppen recht schnell erobert worden, sagte er der "Bild"-Zeitung (Freitag).

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILES-IRAQ-CONFLICT-MOSUL-BAGHDADI
Außenpolitik

IS-Chef al-Baghdadi gibt Durchhalteparolen aus

Terrorfürst wendet sich per Audiobotschaft an seine Anhänger. Armee dringt in Stadt ein.
Außenpolitik

Wie der IS in der Schlacht um Mossul siegen will

Am Kampf um die letzte Hochburg der Terrormiliz sind seit dem Wochenende auch schiitische Milizen beteiligt. Der führende IS-Spezialist in Bagdad warnt deshalb vor einem Blutbad. Bis zur Befreiung der Stadt könnten Monate vergehen.
Symbolbild
Außenpolitik

Save the Children fordert Fluchtkorridore für 600.000 Kinder

Es sei "ein entscheidender Moment, um sichere Passagen zu öffnen", damit die in der Stadt lebenden 1,5 Millionen Zivilisten die Stadt verlassen könnten.
Außenpolitik

UNO: IS will 25.000 Menschen zu Schutzschilden machen

Der IS soll versucht haben, im Schutz der Dunkelheit, tausende Zivilisten in die umkämpfte Großstadt Mossul zu bringen. Flugzeuge konnten die Fahrzeuge zum Teil zurückdrängen.
Schiitische Kämpfer greifen Mossul vom Süden aus an.
Außenpolitik

Irakische Armee rückt an Stadtrand von Mossul vor

Im Osten und Norden steht das irakische Militär kurz vor der Stadt. Es ist ein mühsames Vorankommen in einer Schlacht, die noch länger dauern könnte.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.