USA gewappnet für Cyber-Attacken auf Wahl

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FILES-US-VOTE-PSYCHOLOGY-ELECTION(c) APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI
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US-Medien zufolge könnten fremde Mächte, speziell Russland, den Wahlvorgang stören oder verfälschen. Man sei aber gerüstet und habe russische Systeme infiltriert, um zur Not dort etwas „anzustellen“.

Washington/Moskau. Während die Demokratin Hillary Clinton laut Umfragen des Senders ABC und der „Washington Post“ vom Sonntag in der Wählergunst fünf Prozentpunkte vor dem Republikaner Donald Trump liegt (48 zu 43 Prozent), steigt die Nervosität vor der vermutlich heißesten und folgenschwersten Präsidentenwahl in den USA seit vielen Jahrzehnten.

So berichtete der Sender NBC von möglichen internationalen Komplikationen am bzw. kurz nach dem Wahltag, wobei es konkret um Russland geht. Mitglieder der nationalen Sicherheitsdienste hätten NBC wissen lassen, dass es Hinweise gebe, wonach Hacker im russischen Staatsapparat oder aus russlandaffinen Kreisen versuchen könnten, den elektronischen Wahlablauf zu stören bzw. Ergebnisse zu verfälschen. Unter anderem habe ein als Guccifer 2.0 auftretender Hacker am Freitag getwittert, er werde sich „den Wahlvorgang von innen ansehen“. Dessen wahre Identität ist unbekannt, manche vermuten darin jemanden aus erwähnten russischen Sicherheitskreisen. Es gab schon einmal einen Guccifer, aber dieser Hacker, ein Rumäne, ist seit 2014 in Haft.

Für den Fall eines elektronischen Angriffes aus Russland sollen die US-Dienste vorbereitet sein: NBC berichtet, dass man umgekehrt seit längerer Zeit „Minen“ oder „Fernsteuerungen“ in Netzwerke der russischen Verwaltung, des Militärs und der Industrie gepflanzt habe. Mit der Malware könne man allerhand Dinge tun, etwa „ein paar Systeme ausschalten“, wie es kryptisch heißt.

Als man Bagdad den Strom abstellte

Dass das geht, wurde mehrfach bewiesen. So war 2003 während der Invasion im Irak das US-Militär in EDV-Netze des irakischen Militärs eingedrungen, hatte Generäle individuell zur Kapitulation aufgefordert und Teilen Bagdads den Strom abgestellt. Zahlreiche Pannen bei dem im Bau befindlichen iranischen AKW Bushehr 2009/10 sowie in iranischen Industrieeinrichtungen gingen, wie heute klar ist, auf das Konto eines US-israelischen Computerwurms namens Stuxnet.

Leibwächter zogen unterdessen den republikanischen Kandidaten Trump am Samstagabend während eines Wahlkampfauftritts in Reno (Nevada) von der Bühne, nachdem ein Zuschauer das Wort „Waffe“ gerufen hatte und sofort befürchtet worden war, es könnte ein Anschlag im Gang sein. Hinter dem Vorfall steckte indes ein 33-jähriger Mann, der nach eigenen Angaben Republikaner, aber gegen Trump ist. Er habe, wie es später sagte, ein Schild mit dem Slogan „Republikaner gegen Trump“ hochhalten wollen, sei aber zu Boden gestoßen, geschlagen und getreten worden. Trump-Anhänger stellten den Mann namens Austyn Crites in sozialen Netzwerken als Maulwurf aus dem Clinton-Lager dar. Nach einer mehrstündigen Befragung wurde er freigelassen.

„Verändert das kaputte System“

Trump plante für Sonntag und Montag Auftritte in acht weiteren Bundesstaaten, Clinton setzte neben Auftritten etwa in Cleveland (Ohio) auf Unterstützung diverser Popstars. Trump wandte sich am Samstag über die wöchentliche Radioansprache seiner Partei an die Wählerschaft. Er warb um die Stimmen der Zuhörer, um „dieses kaputte System endlich zu verändern und Amerika wieder groß zu machen“. Clinton wirkte nach einem Kundgebungsmarathon in Florida angeschlagen und redete ziemlich heiser. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2016)

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