Peking warnt die Vereinigten Staaten vor einem Konflikt mit der Volksrepublik. Die Chinesen wollen ihre Energieversorgung aus dem Iran sichern und sich gegenüber US-Interessen behaupten.
Kurz vor den Genfer Gesprächen mit dem Iran hat ein hochrangiger chinesischer Ex-Diplomat in ungewöhnlich deutlicher Form auf Interessenkonflikte der Volksrepublik China mit den USA in der Golfregion hingewiesen.
Wegen seiner zunehmenden Abhängigkeit von importiertem Erdöl stehe China wachsenden Risiken bei der Energieversorgung gegenüber, schrieb der frühere Sondergesandte für die Region, Sun Bigan, in einem Artikel für die Zeitschrift eines staatlichen Beratungsinstituts: "Bilaterale Streitigkeiten und Konflikte sind unumgänglich. Wir dürfen nicht an Wachsamkeit verlieren gegenüber Feindseligkeiten im Nahen Osten über Energieinteressen und Sicherheit."
Nach den schweren Unruhen in der westchinesischen Provinz Xinjiang haben Exil-Uiguren auf der ganzen Welt zu Protesten aufgerufen. Vor der chinesischen Botschaft in Ankara in der Türkei demonstrierten hunderte Menschen mit Flaggen aus Ost-Turkeminstan, wie die Provinz Xinjiang auch bezeichnet wird. (AP Photo/Burhan Ozbilici)
Die Türkei will den UN-Sicherheitsrat zur Beendigung der ethnischen Auseinandersetzungen in China einschalten. In der Türkei leben viele aus China emigrierte Uiguren. Bild: Demonstration in Istanbul. (c) AP
Am Dienstag hatten sich rund 250 Demonstranten in der türkischen Hauptstadt Ankara vor der chinesischen Botschaft Rangeleien mit der Polizei geliefert. Mit Plakaten und Transpartenten wird das Regime Chinas angeprangert. (AP Photo/Burhan Ozbilici)
In Sorge über die extrem angespannte Lage in der chinesischen Uiguren-Provinz Xinjiang hat der Dalai Lama die Führung in Peking zu Zurückhaltung aufgefordert. Peking müsse in einem "Geist von Verständnis und Weitsicht" mit der Situation in Xinjiang umgehen, hieß es in einer Erklärung des Dalai Lama, die sein Büro im indischen Neu Delhi veröffentlichte.Bild: Demonstration in Paris. (c) REUTERS (Gareth Watkins)
Die Vorsitzende des Uigurischen Weltkongresses, Rebiya Kadeer (Mitte), bei einer Kundgebung in Washington. Sie verurteile die "übertriebene Gewalt gegen Demonstranten" genauso wie die Übergriffe der Uiguren bei einer zunächst friedlichen Demonstration gegen den Tod zweier uigurischer Fabrikarbeiter am Wochenende, sagte Kadeer. (c) AP Photo (Stephen J. Boitano)
Bisher nahm die Polizei laut Xinhua mehr als 1.400 Menschen fest. Rund 800 sollen verletzt worden sein. Der Verband der Exil-Uiguren sprach gar von 800 Toten. Uiguren protestieren vor der chinesischen Botschaft in Washington. (c) AP Photo (Stephen J. Boitano)
Das chinesische Außenministerium berichtete von Angriffen auf diplomatische Vertretungen im Ausland. So seien Brandsätze gegen das chinesische Konsulat in München geworfen worden. Die Polizei in der bayerischen Landeshauptstadt bestätigte den Angriff in der Nacht zum Montag. Dabei sei geringer Sachschaden enstanden.Bild: Exil-Uiguren demonstrieren in München. (c) REUTERS (Michaela Rehle)
Dilxat Rexit, der in München lebende Sprecher des Weltkongresses der Uiguren, warnte, China habe vor dem 60. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik im Oktober eine neue Kampagne gegen das Turkvolk begonnen. Bild Exil-Uiguren demonstrieren in München. ) REUTERS (Michaela Rehle)
Amnesty International Deutschland forderte Peking unterdessen auf, unabhängige Beobachter in der Unruheprovinz zuzulassen. Auch die Blockade uigurischer Internetforen müsse ein Ende haben, mahnte Amnesty-Generalsekretärin Monika Lüke am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. Die chinesischen Behörden verletzten systematisch die Minderheitenrechte der Uiguren.Bild: Proteste vor dem chinesischen Konsulat in Sidney. (c) REUTERS (Jamie Williams)
Die EU mahnte sowohl die Regierung in China wie auch andere Beteiligte an den Unruhen zu "Zurückhaltung" und friedlicher Konfliktlösung. In einer Erklärung der schwedischen Ratspräsidentschaft hieß es am Dienstag in Stockholm weiter, die EU sei "zutiefst besorgt" und spreche den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Bild: Chinesische Botschaft in Tokio: Uiguren, die in Japan leben.Bild: Chinesische Botschaft in Tokio. Uiguren, die in Japan leben.
Vor der chinesischen Botschaft in Oslo, Norwegen, drohte die Lage bei einer Kundgebung ausser Kontrolle zu geraten. (AP Photo/Terje Bendiksby /Scanpix Norway)
UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay ist über die hohe Zahl der Opfer in der chinesischen Uiguren-Provinz Xinjiang besorgt. Sie rief angesichts der anhaltenden Berichte über Spannungen und Zusammenstößen alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Bild: Chinesisches Konsulat in Sydney (c) AP Photo (Rob Griffith)
Proteste der Exil-Uiguren gegen China
Iran für China erste Wahl
Der Nahe Osten müsse jetzt und in Zukunft Chinas erste Wahl für Importe und Zusammenarbeit der Ölversorgung sein, schrieb Sun, der bis zum März Nahost-Gesandter war. Als Schwerpunkt empfahl er dabei den Ausbau des Handels mit Saudi-Arabien, dem Iran und dem Oman. Die USA würden zwar versuchen, die irakischen Ölvorräte unter ihrer Kontrolle zu halten. Der Iran habe aber ebenfalls reichhaltige Energievorkommen und könne über sie selbst verfügen. Wenn dort US-freundlichere Kräfte an die Macht kommen sollten, werde Chinas Zugang zu diesen Vorräten drastisch eingeschränkt werden, warnte Sun.
Die fünf ständigen UNO-Sicherheitsratsmitglieder und Deutschland beraten am Donnerstag in Genf mit dem Iran über dessen umstrittenes Atomprogramm. Die westlichen Staaten drängen China, gemeinsam stärkeren Druck auf die Islamische Republik auszuüben und gegebenenfalls weitere Sanktionen zu ermöglichen.
