In der ersten Wahlrunde hatten 4,3 Millionen Franzosen eine Stimme abgegeben. Mit klarem Abstand gewann überraschend Ex-Premier Fillon.
Frankreichs Konservative wählen am heutigen Sonntag ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahl 2017. Als klarer Favorit geht der frühere Premierminister François Fillon in die Stichwahl der Republikaner. In Umfragen liegt der Abgeordnete weit vor seinem Rivalen Alain Juppe. Bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Frühjahr dürfte sich der konservative Kandidat ein Duell mit der rechtsextremen Front-National-Chefin Marine Le Pen liefern und hat beste Chancen auf einen Sieg.
Frankreichs Konservative bestimmen ihren Präsidentschaftskandidaten erstmals in ihrer Geschichte in einer Vorwahl. Diese richtet sich an Wähler des konservativ-bürgerlichen Lagers. Teilnehmen darf aber jeder französische Wahlberechtigte. Eine Parteimitgliedschaft ist nicht notwendig. Die landesweit rund 10.000 Wahlbüros öffneten am Sonntagmorgen und schließen um 19.00 Uhr. Mit ersten Ergebnissen wird noch vor 21.00 Uhr gerechnet.
In der ersten Wahlrunde am vergangenen Sonntag hatten 4,3 Millionen Franzosen eine Stimme abgegeben. Mit klarem Abstand gewann überraschend Ex-Premier Fillon: Er kam auf 44 Prozent der Stimmen. Der bis dahin als klarer Favorit gehandelte Juppe - ebenfalls Ex-Regierungschef und seit zehn Jahren Bürgermeister von Bordeaux - landet mit 29 Prozent nur auf dem zweiten Platz. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy schied mit gut 21 Prozent aus.
Vorentscheidung für die Präsidentschaftswahl 2017
Fillon fährt einen wirtschaftsliberalen und wertkonservativen Kurs. Er will die Staatsausgaben binnen fünf Jahren um 100 Milliarden Euro senken und rund 500.000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen. Der 62-Jährige will außerdem Steuern und Abgaben für Unternehmen senken, die 35-Stunden-Woche abschaffen und das Renteneintrittsalter von 62 auf 65 Jahre anheben. In der Außenpolitik setzt er auf eine Annäherung zu Russland. Die wirtschaftspolitischen Reformvorschläge des 71-jährigen Juppe ähneln dem Programm von Fillon, gehen aber weniger weit. So will Juppe nur bis zu 300.000 Beamtenstellen streichen.
Die Vorwahl gilt als eine Vorentscheidung für die Präsidentschaftswahl im April und Mai 2017. Umfragen sagen voraus, dass der konservative Kandidat gegen Front-National-Chefin Le Pen in die Stichwahl einzieht und gewinnt. Ein linker Kandidat dürfte es 2017 nach heutigem Stand nicht in die zweite Wahlrunde schaffen: Der sozialistische Staatschef Francois Hollande ist höchst unbeliebt, das linke Lager zersplittert. Der Amtsinhaber will bis Mitte Dezember bekanntgeben, ob er für eine Wiederwahl kandidiert.
(APA/AFP)