Staats-TV: Evakuierung Ost-Aleppos wieder aufgenommen

Ein Bus in Ramoussa bei Aleppo
Ein Bus in Ramoussa bei AleppoAPA/AFP/GEORGE OURFALIAN
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Das syrische Staatsfernsehen berichtet, dass nach zweitägiger Unterbrechung wieder Busse die letzten von Aufständischen besetzten Viertel der Stadt zu verlassen. Der UN-Sicherheitsrat soll heute über die Entsendung von Beobachtern abstimmen.

Die Evakuierung des Ostteils der syrischen Stadt Aleppo ist dem staatlichen Fernsehen zufolge am Sonntag nach zweitägiger Unterbrechung fortgesetzt worden. Mehrere Busse mit Rebellen und ihren Familien hätten damit begonnen, die letzten von Aufständischen besetzten Viertel der Stadt zu verlassen, berichtete der syrische Staatssender unter Berufung auf seinen Korrespondenten vor Ort.

Den Berichten zufolge haben sich Regierung und Rebellen auf die Evakuierung Ost-Aleppos verständigt. Im Gegenzug sollen Menschen aus den beiden von Rebellen belagerten Schiitendörfern al-Fua und Kefraja gebracht werden.

Islamistische Rebellen verhinderten jedoch zunächst den Abtransport Verletzter aus den beiden Orten, wie die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Mehrere Busse seien nach diesen Angaben angegriffen und in Brand gesetzt worden. Dies berichtete auch das staatliche syrische Fernsehen. Bei den Tätern handle es sich um "bewaffnete Terroristen".

UN-Beobachter für Aleppo?

Der UN-Sicherheitsrat soll unterdessen über einen Resolutionsentwurf abstimmen, der die Entsendung von Beobachtern nach Aleppo vorsieht. Das 15-köpfige Gremium sollte sich nach neuen Angaben um 11.00 Uhr (Ortszeit, 17.00 Uhr MEZ) getroffen haben, wie Diplomaten am Samstag in New York gekündigt hatten.

Die Abstimmung solle trotz des Widerstands Russlands gegen den Resolutionsentwurf, der seit Freitagabend unter den 15 Ratsmitgliedern im Umlauf ist, stattfinden. Moskau ist ein Verbündeter des syrischen Machthabers Bashar al-Assad und verfügt über ein Vetorecht.

Resolutionsentwurf: Sicherheitsrat "alarmiert"

Laut dem von Frankreich eingebrachten Entwurf würde sich der Sicherheitsrat "alarmiert" über die sich immer weiter verschlechternde humanitäre Lage in Aleppo äußern. Der Text hält fest, dass "zehntausende belagerter Einwohner von Aleppo" Hilfe brauchen und in Sicherheit gebracht werden müssen. Die Beobachter sollen den Abtransport von Zivilisten überwachen und ihren Schutz gewährleisten.

In der Resolution wird UN-Generalsekretär Ban Ki-moon aufgefordert, schnell humanitäres Personal nach Aleppo zu entsenden, das sich bereits in Syrien befindet. Dieses solle eine "angemessene neutrale Überwachung und direkte Beobachtung" der "Evakuierung der belagerten Teile Aleppos" sicherstellen.

Syrien wird aufgerufen, den UN-Beobachtern Zugang zu gewähren. Ban soll dem Text zufolge dem Sicherheitsrat binnen fünf Tagen nach Beginn der Mission berichten, ob der Zugang nach Aleppo tatsächlich möglich ist.

Tausende Zivilisten und die letzten Rebellen warteten am Samstag noch darauf, aus der zerstörten Stadt gebracht zu werden. Am Tag zuvor hatte die syrische Führung die Evakuierungsaktionen unterbrochen.

"Weiteres Srebrenica verhindern"

Der französische UN-Botschafter Francois Delattre sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Entsendung internationaler Beobachter nach Aleppo würde "ein weiteres Srebrenica" verhindern. Dort hatten 1995 bosnisch-serbische Milizen etwa 8.000 muslimische Männer und Buben getötet. Das Massaker ging als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichte ein.

Über die Initiative hatte sich Frankreich nach Angaben Delattres eng mit Deutschland abstimmt, das dem Sicherheitsrat nicht angehört. Das mächtigste UN-Gremium hat sich im Syrien-Konflikt allerdings wiederholt als nicht handlungsfähig erwiesen. US-Botschafterin Samantha Power hatte die Hoffnung ausgedrückt, dass die Abstimmung dieses Wochenende stattfinde. Ihr russischer Kollege Witali Tschurkin hatte sich dagegen skeptisch gezeigt. Es würde Wochen dauern, bis Beobachter entsendet würden, sagte er.

(APA/AFP)

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