Sex-Outing: Frankreichs Kulturminister unter Druck

"Sexvorwürfe" gegen Kulturminister Frédéric Mitterrand(c) natureculture.org
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Frederic Mitterrand, Neffe des einstigen Staatspräsidenten, ist in Bedrängnis. Anlass: Sein Buch, in dem er bereits 2005 Sex mit jungen Männern in Thailand beichtete.

Der französische Kulturminister Frederic Mitterrand gerät wegen des Eingeständnisses, in Thailand mit mehreren männlichen Jugendlichen Sex gehabt zu haben, zunehmend unter Druck. Der prominente sozialistische Abgeordnete Arnaud Montebourg forderte am Donnerstag Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Premierminister Francois Fillon auf, den Minister zu entlassen. Mitterrand habe bewusst gegen nationale und internationale Gesetze verstoßen, sagte Montebourg.

Ein Minister, der Frankreich repräsentiere, dürfe nicht selbst gegen die Verpflichtung verstoßen, den Sextourismus zu bekämpfen, erklärte Montebourg. Eine kleinere Polizeigewerkschaft kündigte unterdessen an, bei der Staatsanwaltschaft eine Untersuchung gegen Mitterrand wegen der Prostitution mit Minderjährigen zu fordern. Mitterrand wollte sich noch am (heutigen) Donnerstagabend in der Hauptnachrichtensendung des Senders TF1 zu den Vorwürfen äußern.

Mitterand verteidigte Roman Polanski

Damit erreicht die Kontroverse über das Sexualleben des Neffen des früheren Präsidenten Francois Mitterrand eine höhere Stufe. Zuerst hatte die Vorsitzende des rechtsgerichteten Front National (FN), Marine Le Pen, das jahrealte Geständnis des Ministers jüngst ausgegraben, nachdem jener den Regisseur Roman Polanski nachdrücklich verteidigt hatte. Polanski sitzt wegen sexuellen Missbrauchs einer Dreizehnjährigen im Jahr 1977 aufgrund eines US-Haftbefehls derzeit in der Schweiz in Auslieferungshaft.

Mitterrand hatte 2005 in einem Buch ("La Mauvaise Vie", "Das Schlechte Leben") seine schwierige Kindheit und den Umgang mit seiner Homosexualität geschildert. Ein Kapitel beschreibt seine regelmäßigen Besuche von Bordellen in Bangkok und auch die Jugendlichen, die er dort für Sex bezahlte. Bereits vor vier Jahren erklärte Mitterrand, dass er nicht pädophil sei, sondern vielmehr die Begriffe sehr lose verwendet habe. Unter anderem bezeichnete er seine Sexualpartner als "garcons" (Buben, Burschen), "gosses" (Kinder, Kerlchen).

Regierungssprecher ist "tief schockiert"

Sarkozy und die Regierung stehen bisher hinter Mitterrand, auch wenn die Solidaritätsbekundungen eher schmallippig ausfallen. Regierungssprecher Luc Chatel zeigte sich am Donnerstag "tief schockiert", dass derart in der Vergangenheit des Ministers gewühlt werde. Dies sei eine politische Instrumentalisierung einer Privatangelegenheit, sagte Chatel gegenüber France-3.reagiert.

(Ag.)

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