Roms Bürgermeisterin Raggi im Korruptionsstrudel

Virginia Raggi.
Virginia Raggi.(c) APA/AFP/FILIPPO MONTEFORTE
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Zahlreiche Festnahmen wegen Bestechung und Veruntreuung öffentlicher Gelder setzen Virginia Raggi von der „Saubermacher-Partei“ Fünf-Sterne-Bewegung heftig zu: Die Opposition fordert lautstark ihren Rücktritt.

Rom. Ausgerechnet ein massiver Korruptionsskandal setzt nun Virginia Raggi, der selbst deklarierten „sauberen“ Bürgermeisterin von Rom, nun heftigst zu: Die Vertreterin der fundamentaloppositionellen Bewegung von Ex-Komiker Beppe Grillo gerät wegen einer Reihe von Verhaftungen zunehmend in Erklärungsnot.

Die Opposition fordert nun immer lauter den Rücktritt der erst seit dem Sommer amtierenden Bürgermeisterin, und auch die Römer zeigen sich zunehmend enttäuscht: Raggi hatte mit dem Versprechen einer „sauberen“ Regierung die Bürgermeisterwahl überraschend gewonnen.

Am Freitag war Raggis Personalchef und Topberater, Raffaele Marra, festgenommen worden, ihm wird Bestechung vorgeworfen. Die Anschuldigungen betreffen Geschäfte aus dem Jahr 2013. Zuvor war bereits Raggis Chefberaterin in Umweltfragen, Paola Muraroz, zurückgetreten. Gegen sie wird separat wegen Amtsmissbrauchs ermittelt. Und am Montag wurden in der Hauptstadt zehn Bauunternehmer unter Hausarrest gestellt. Den Männern wird vorgeworfen, Mitglieder der Stadtverwaltung bestochen zu haben, um Aufträge für die Renovierung von staatlichen Schulen zu erhalten: Die Mitarbeiter des Rathauses sollten 20 Prozent aus öffentlichen Mitteln kassieren, die für die Renovierungen vorgesehen sind. Gegen sie wird ermittelt.

Die Fünf-Sterne-Bewegung versicherte Raggi zähneknirschend ihren Rückhalt, bat die Bürgermeisterin aber, ihr Team im Rathaus neu aufzustellen. Diese Forderung erfüllte sie Montagabend: So ernannte sie unter anderem den bisher für Kulturfragen zuständigen Stadtrat Luca Bergamo zum neuen Vizebürgermeister.

Doch die Rufe nach einem Rücktritt verstummen nicht. Der politisch unerfahrenen Raggi wird „Unfähigkeit“ und „Chaos“ vorgeworfen: Seit ihrem Amtsantritt im Juni ist die Rechtsanwältin mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert, sie hat schon mehrere Mitarbeiter verloren. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2016)

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