Nordkorea: Kim will atomar aufrüsten

Kim Jong-un.
Kim Jong-un.(c) APA/AFP/KCNA
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2017 soll nach den Plänen Pjöngjangs zur „Hauptzeit für die nukleare Entwicklung“ werden, sagt ein hochrangiger Dissident.

Pjöngjang/Seoul. Rund vier Monate nach seiner Flucht hat sich der ehemalige nordkoreanische Vizebotschafter in London, Thae Yong-ho, erstmals öffentlich zur Politik seines Heimatlandes geäußert. Und was der Ex-Diplomat des diktatorisch regierten Staats mitzuteilen hatte, dürfte bei den westlichen Regierungen für Beunruhigung sorgen: Die Regierung von Kim Jong-un plane im kommenden Jahr einen entscheidenden Vorstoß zum Ausbau eines Atomwaffenprogramms, sagte Thae. Pjöngjang wolle damit das Zeitfenster nutzen, das die bevorstehenden Machtwechsel in den USA und in Südkorea bieten.

Kim habe beim Parteitag im Mai die Anweisung ausgegeben, die nukleare Entwicklung des Landes bis zum Ende des Jahres 2017 zu „vollenden“, führte Thae aus. „Angesichts der Präsidentschaftswahlen in Südkorea und der Übergangsphase der Regierung in den USA sieht der Norden 2017 als Hauptzeit für die nukleare Entwicklung.“ Die nordkoreanische Regierung rechne damit, dass die mit innenpolitischen Umbrüchen beschäftigten USA und Südkorea dann nicht zu militärischen Maßnahmen in der Lage seien.

Nach Einschätzung Thaes wird Kim keinesfalls das Atomwaffenarsenal seines Landes aufgeben. Kein finanzielles Angebot könne hoch genug sein, um ihn dazu zu bringen. Kim wolle mit den USA aus der Position eines Führers eines Atomwaffenstaats verhandeln. Washington hat in der Vergangenheit immer wieder betont, es nicht hinzunehmen, dass Nordkorea zu einem Atomwaffenstaat wird.

Nordkorea hat unter Missachtung von UN-Resolutionen 2016 seine Tests mit Atomwaffen und ballistischen Raketen intensiviert. Anfang des Jahres gab es seinen insgesamt vierten Atomwaffentest bekannt, im September folgte der fünfte und bisher massivste. Außerdem gab es heuer rund 20 Tests mit ballistischen Raketen. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2016)

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