Nordkorea: Kim spielt weiter mit dem atomaren Feuer

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Nordkorea 5 Todestag von Kim Jong il N Korea holds service on 5th anniversary of ex leader s deatimago/Kyodo News
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Der Diktator kündigte den Test einer Interkontinentalrakete an und brüstet sich als Herrscher einer Militär- und Nuklearmacht. Er erneuerte auch seine Drohungen gegenüber Südkorea und den USA.

Pjöngjang/Seoul. Trotz schärferer UN-Sanktionen und der weitgehenden internationalen Isolation will Nordkoreas Machthaber, Kim Jong-un, demnächst eine atomar bestückbare Interkontinentalrakete testen lassen. „Wir befinden uns in der Endphase der Vorbereitung zum Teststart einer Interkontinentalrakete“, sagte Kim in seiner Neujahrsansprache. Den Zeitpunkt des Versuchs ließ er indes offen.

Kim hatte sich bereits im März des Vorjahres damit gerühmt, dass sein Land über die Technologie für den Wiedereintritt einer abgefeuerten Langstreckenrakete in die Erdatmosphäre verfüge. Militärs in Südkorea und den USA bezweifelten jedoch, dass Nordkorea diese Technologie bereits zur Verfügung hat.

Zuvor hatte Nordkorea im Februar eine weitere Weltraumrakete gestartet, um nach eigenen Angaben einen Satelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen. Die Weltgemeinschaft sieht solche Starts jedoch als verdeckte Tests einer Langstrecken-Atomrakete, die in Alaska sogar US-Territorium erreichen könnte.

Nordkorea sei zu einer Nuklear- und Militärmacht aufgestiegen, erklärte Kim in seiner Neujahrsrede unter Hinweis auf die beiden weltweit verurteilten Atomtests im vergangenen Jahr. Auch drohte er damit, Nordkorea werde seine militärische Schlagkraft einschließlich der Fähigkeit zum nuklearen Erstschlag ausbauen, sollten die USA und Südkorea nicht ihre gemeinsamen Militärmanöver stoppen. Das kommunistische Regime wirft den USA und Südkorea regelmäßig vor, mit ihren Übungen einen Angriff vorzubereiten, was beide Länder jedoch bestreiten.

Südkoreas Vereinigungsministerium warnte das Nachbarland davor, an der Atomwaffenentwicklung festzuhalten. Es werde nur stärkere Sanktionen und größeren Druck zu spüren bekommen, erklärte ein Sprecher in Seoul.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte erst vor wenigen Wochen die Sanktionen gegen Nordkorea wegen eines Atomtests im September – dem bisher fünften und größten des Landes – verschärft. Mit den Resolutionen will der Rat dem Regime die finanziellen Mittel entziehen, um sich Bauteile für Atomwaffen zu beschaffen. Die Sanktionen haben allerdings bisher die gewünschte Wirkung verfehlt.

Präsidentin im Fadenkreuz

Im Korruptionsskandal um eine ihrer Vertrauten präsentierte sich Südkoreas vorläufig entmachtete Präsidentin, Park Geun-hye, währenddessen als Opfer der Medien und falschen Verdächtigungen. In einem Interview hat Park den Vorwurf der Mittäterschaft zurückgewiesen. Es war ihr erstes Interview seit dem 9. Dezember, als das Parlament ein Amtsenthebungsverfahren gegen sie beschlossen hatte. Das Verfassungsgericht muss in den nächsten Monaten über ihre Absetzung befinden, die Agenden des Staatschefs hat vorübergehend der Premier übernommen.

Die konservative Staatschefin erklärt sich ihren Absturz in der Gunst der Wähler durch einen Kreislauf an Fehlinformationen. Missverständnisse hätten nur neue Missverständnisse hervorgebracht, und sie sei deswegen deprimiert. In dem Interview bestritt Park, ihrer langjährigen Freundin Choi Soon-sil erlaubt zu haben, Einfluss auf die Regierungsgeschäfte zu nehmen. Choi sitzt derzeit in U-Haft, sie galt als graue Eminenz im Präsidentenpalast. Die Vorwürfe gegen Choi konzentrieren sich auf ihre beiden Stiftungen. Dank ihrer Beziehungen zu Park soll sie Unternehmen zu Spenden genötigt haben. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2017)

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