Anschlag in Jerusalem: Netanjahu vermutet IS-Terror

Ein Lkw fuhr gezielt in eine Soldatengruppe.
Ein Lkw fuhr gezielt in eine Soldatengruppe.(c) APA/AFP/AHMAD GHARABLI (AHMAD GHARABLI)
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An einer Bushaltestelle rast ein Lkw in eine Gruppe von Soldaten, vier Menschen kommen ums Leben. Das Viertel im arabischen Ost-Jerusalem, aus dem der Attenttäter kommen soll, wurde abgeriegelt.

Bei einem Anschlag mit einem Lastwagen im Ostteil Jerusalems sind am Sonntag mindestens vier Menschen getötet und mindestens 15 weitere verletzt worden, dies bestätigte der israelische Polizeichef Roni Alsheich. Der Lastwagenfahrer ist in eine Gruppe von Soldaten gefahren, die gerade aus einem Autobus gestiegen waren, teilte eine Polizeisprecherin mit.

Der Anschlag ist Premier Benjamin Netanjahu zufolge offenbar auf die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zurückzuführen. Alles deute darauf hin, dass der Attentäter ein IS-Unterstützer war, teilte Netanyahu am Sonntag mit. "Wir kennen seine Identität", sagte er. Netanjahu verurteilte den Anschlag als "grausam und tragisch". "Es sind vier israelische Soldaten ermordet worden", sagte Netanyahu nach Angaben seines Büros bei einem Besuch am Ort des Anschlags. Es handle sich um drei Soldatinnen und einen Soldaten.

Nach israelischen Medienberichten war der Attentäter den Sicherheitskräften nicht bekannt. Israels Armee habe einen Belagerungsring um das Viertel Jabel Mukabar im arabischen Ostteil Jerusalems gelegt, aus dem der Attentäter stamme, sagte Netanyahu. Es gebe weitere Maßnahmen, die er aber nicht näher ausführen wolle. 

Der Premier sieht mögliche Parallelen zwischen dem Lkw-Anschlag und ähnlichen Attacken in Europa. "Wir wissen, dass es hier eine Serie von Anschlägen gibt, und es kann durchaus sein, dass eine Verbindung zwischen ihnen besteht, erst Frankreich und Berlin, und jetzt Jerusalem", sagte Netanyahu.

Soldaten reagierten schnell

Es habe keine konkreten Warnungen vor einem Anschlag gegeben, sagte Polizeichef Alsheich am Ort des Angriffs. Soldaten hätten schnell reagiert und den Attentäter erschossen. Vertreter der palästinensischen Sicherheitsbehörden erklärten, bei dem Attentäter handle es sich um einen in Ost-Jerusalem lebenden Palästinenser.

Über weitere Details der Ermittlungen sei eine Nachrichtensperre verhängt worden, so Alsheich. Der Inlandsgeheimdienst Shin Bet sei an der Untersuchung beteiligt. Der Polizeichef wollte nicht sagen, ob der Lastwagen dem Attentäter gehörte oder ob er ihn vor dem Anschlag gestohlen hatte. Er wollte sich auch nicht dazu äußern, ob man davon ausgehe, dass der Täter allein handelte.

Ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes Zaka sagte, den Sanitätern habe sich am Ort des Anschlags ein schlimmer Anblick geboten. Einige der Opfer, darunter auch Tote, waren unter dem Lastwagen eingeklemmt. Sie mussten mit einem Kran befreit werden. Der Zaka-Mitarbeiter sagte dem israelischen Fernsehen, es handle sich um "den schlimmsten Anschlag mit einem Fahrzeug, den wir in der letzten Zeit in Jerusalem gesehen haben".

Die "unteilbare Hauptstadt"

Armon Hanaziv (Armon Hanatziv) liegt in dem 1967 von Israel eroberten Teil Jerusalems. Die Palästinenser beanspruchen das Gebiet als Teil einer künftigen Hauptstadt für sich. Israel sieht jedoch ganz Jerusalem als seine "ewige, unteilbare Hauptstadt". In dem Stadtteil war es seit Beginn der neuen Gewaltwelle im Herbst 2015 immer wieder zu Anschlägen gekommen. Als Auslöser der Gewalt gelten neben der Enttäuschung über den seit 2014 stockenden Friedensprozess auch der Ärger über die Ausbreitung jüdischer Siedlungen sowie der Streit über den Zugang zum Jerusalemer Tempelberg

(APA/dpa/Reuters)

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