Trudeau stellt sein Team auf Trump-Regierung ein

 Premier Trudeau gratuliert seiner neuen Außenministerin, Chrystia Freeland. Die 48-Jährige hat als Handelsministerin bereits Kontakte zu Trump-Beratern aufgebaut.
Premier Trudeau gratuliert seiner neuen Außenministerin, Chrystia Freeland. Die 48-Jährige hat als Handelsministerin bereits Kontakte zu Trump-Beratern aufgebaut.(c) REUTERS (CHRIS WATTIE)
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Mit einer Kabinettsumbildung will sich der Premier für den Wechsel in Washington rüsten. Der bisherigen Handelsministerin und Russland-Kritikerin Chrystia Freeland kommt dabei als Außenministerin eine Schlüsselrolle zu.

Ottawa. Kanadas Premierminister, Justin Trudeau, hat die erste größere Umbildung seines Kabinetts vorgenommen. Damit will er sein Team auf die Herausforderungen einstellen, die sich mit der künftigen Regierung von US-Präsident Donald Trump ergeben. Wichtigste Veränderung ist die Ernennung der bisherigen Handelsministerin Chrystia Freeland zur Außenministerin.

Der Aufstieg der 48-jährigen Freeland zur Chefdiplomatin des Landes bedeutet zugleich den Abschied des bisherigen Außenministers, Stéphane Dion, aus der aktiven Bundespolitik. Freeland gilt, anders als Dion, als versierte Kommunikatorin, die ihre Botschaft vermitteln kann. Mit ihrer Kenntnis in der Handels- und Außenpolitik wird ihr zugemutet, sich der Trump-Administration stellen zu können, die, wie Trudeau selbst bei der Bekanntgabe der Kabinettsumbildung erklärt hat, stark an Handel und Wirtschaft orientiert ist.

Freeland war als Handelsministerin Vorsitzende des Kabinettsausschusses für die Beziehungen zu den USA und hat bereits Kontakte zu Beratern Trumps aufgebaut. Damit kommt ihr eine Schlüsselrolle in den künftigen kanadisch-US-amerikanischen Beziehungen zu.

Freihandelsbefürworterin

Freeland ist eine überzeugte Anhängerin der Freihandels. Sie behält die Zuständigkeit für die Handelsbeziehungen mit den USA und wird versuchen müssen, eine protektionistische Haltung der USA gegenüber Kanada zu verhindern – zumal Trump das Freihandelsabkommen Nafta mit Kanada und Mexiko neu verhandeln will. Sie kämpfte im Herbst 2016 auch um das kanadisch-europäische Freihandelsabkommen Ceta. Dass Ceta damals nicht gescheitert ist, wird ihr in Kanada hoch angerechnet.

Freeland arbeitete vor ihrer politischen Karriere, die erst 2013 begann, als Journalistin in New York und Moskau. Sie hat ukrainische Wurzeln und ist eine scharfe Kritikerin des Vorgehens Russlands in der Ukraine – auch das ein möglicher Konfliktpunkt mit dem betont russlandfreundlichen Trump. 2014 wurde sie auf die Sanktionsliste Russlands gesetzt, bis heute besteht gegen sie ein Einreiseverbot. Es sei ihr „eine Ehre, auf Putins Sanktionsliste zu stehen“, erklärte sie.

Neuer Handelsminister ist der frühere Geschäftsmann und Anwalt für Handelsrecht, François-Philippe Champagne, dem vor allem die geplanten Freihandelsverhandlungen mit China und die Umsetzung von Ceta obliegen. Überraschend musste Einwanderungsminister John McCallum, der bei der Aufnahme von rund 40.000 syrischen Flüchtlingen in Kanada eine wichtige Rolle spielte, seinen Hut nehmen. Er wird Botschafter in Peking. Zu McCallums Nachfolger ernannte Trudeau den 40 Jahre alten gebürtige Somali Ahmed Hussen. Dieser kam als 16-jähriger Flüchtling aus Mogadischu nach Kanada, besuchte die Schule, studierte und wurde Rechtsanwalt. Im Oktober 2015 wurde er ins Parlament gewählt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2017)

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