Opfer verheimlicht: Höchster Bundeswehr-General entlassen

Opfer verheimlicht: Bundeswehr-General entlassen
Opfer verheimlicht: Bundeswehr-General entlassen(c) EPA (Patrick Seeger)
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Deutsche Bundeswehr soll nach dem Nato-Luftangriff auf zwei Tanklaster in Afghanistan Informationen über zivile Opfer vertuscht haben. Bundeswehr-Generalinspekteur Schneiderhan muss gehen.

Der Generalinspekteur der deutschen Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, ist von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CDU) "auf eigenen Wunsch" entlassen worden. Denn offenbar hat die deutsche Bundeswehr Informationen über zivile Opfer bei dem umstrittenen Luftangriff auf zwei Tanklaster in Afghanistan vertuscht. Auch Staatssekretär Peter Wichert verliert seinen Posten.

Ein "Bild"-Bericht hatte in Berlin Wirbel ausgelöst. Das Massenblatt meldete unter Berufung auf geheime Dokumente, die Bundeswehr habe der Staatsanwaltschaft Informationen vorenthalten. Die Vorwürfe richten sich gegen die Informationspolitik des früheren Verteidigungsministers Franz Josef Jung (CDU), der auch Tage nach dem Vorfall in immer gleichen Formulierungen wiederholte, es habe keine zivilen Opfer gegeben und die Lage vor dem Angriff sei eindeutig gewesen.

Klare Hinweise auf zivile Opfer

Die Zeitung schrieb, das Verteidigungsministerium habe von Anfang an "klare Hinweise" auf zivile Opfer gehabt. Auch sei schon früh festgestanden, dass die Aufklärung vor dem Angriff unzureichend gewesen sei. Ein Bericht der Feldjäger dokumentiert demnach detailliert, zu welchem Zeitpunkt Informationen über zivile Opfer vom deutschen Regionalkommando in Mazar-i-Sharif ans Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam übermittelt wurden.

Dieser Bericht wurde nach "Bild"-Informationen aber nicht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Bereits am 4. September habe es demnach Hinweise darauf gegeben, dass auch Kinder bei dem Angriff verletzt worden seien. Auch belegten der Bericht und das Video schwere Versäumnisse bei der Aufklärung unmittelbar vor dem Bombenabwurf, schreibt das Blatt weiter.

Guttenberg bestätigt Vorwürfe

Verteidigungsminister Guttenberg hat die Vorwürfe im Kern bestätigt. Auf die Rolle von Jung ging Guttenberg nicht ein. Er kritisierte jedoch, dass ihm auch "andere Berichte und Meldungen aus der letzten Legislaturperiode" vorenthalten worden seien. SPD, Grüne und Linke sprachen sich am Donnerstag in einer Parlaments-Debatte für einen Untersuchungs-Ausschuss aus, der sich mit dem zurückgehaltenen Bundeswehr-Bericht befassen soll.

Der Luftangriff auf zwei von den Taliban entführte Tank-Lastwagen war von einem deutschen Oberst befohlen worden. Nach einer Untersuchung der NATO waren bei dem Angriff bis zu 142 Menschen getötet oder verletzt worden.

(APA)

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