Bohrturm besetzt? Irak wirft Iran Grenzverletzung vor

Symbolbild - Oelfeld im Irak
Symbolbild - Oelfeld im Irak(c) REUTERS (Atef Hassan)
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Die Regierung in Bagdad sagt, dass elf iranische Soldaten einen Bohrturm auf irakischem Gebiet besetzt haben. Der Iran streitet dies ab. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass der Iran einen Bohrturm besetzt.

Iranische Soldaten haben nach Angaben der Regierung in Bagdad ein umstrittenes Öl-Feld auf irakischem Staatsgebiet besetzt. Vize-Innenminister Ahmed Ali al-Khafaji sagte am Freitag, elf Soldaten hätten am Nachmittag die Grenze überquert. Sie hätten die iranische Flagge gehisst und seien an Ort und Stelle geblieben. Ein Regierungssprecher in Bagdad forderte am Abend den sofortigen Abzug der Soldaten, betonte jedoch, der Irak strebe eine diplomatische Lösung an. Der Iran wies die Berichte zurück.

Das Ölfeld Al-Fakka liegt etwa 300 Kilometer südöstlich von Bagdad und war nach Angaben des irakischen Öl-Ministeriums während des Iran-Irak-Kriegs in den 1980er Jahren stillgelegt.

"Um 15.30 Uhr haben elf Iraner die iranisch-irakische Grenze überquert und das Öl-Feld besetzt. Sie haben die iranische Flagge gehisst und sind noch immer dort", sagte Al-Khafaji. "Der Bohrturm liegt auf irakischem Gebiet, 300 Meter von der Grenze entfernt." Die Ölminister beider Staaten hätten sich eigentlich verständigt, den Streit um das Feld diplomatisch zu lösen, sagte er.

Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki rief seine Landsleute zur Besonnenheit auf. Ein Kommandant der Grenztruppen sagte: "Es gibt keine Absicht, eine Militäraktion zu beginnen, und auf Wunsch von Regierungschef al-Maliki arbeiten wir an einer diplomatischen Lösung der Krise." Die von den Schiiten dominierte irakische Regierung unterhält gute Beziehungen zu Teheran.

Im Iran wurden die irakischen Angaben zurückgewiesen. Die iranische Nachrichtenagentur Mehr berief sich auf eine Erklärung des staatlichen Öl-Konzerns NIOC: "Das Unternehmen dementiert, dass iranische Soldaten die Kontrolle über einen Bohrturm auf irakischem Staatsgebiet übernommen haben."

Nicht der erste Zwischenfall dieser Art

Ein Mitarbeiter des Betreibers Maysan Oil Company sagte, iranische Soldaten hätten bereits vier bis fünf Mal in diesem Jahr zeitweise die Kontrolle über einen der sieben Bohrtürme übernommen. "Die iranischen Soldaten kommen regelmäßig zu diesem Bohrturm und bei Tagesanbruch ziehen sie wieder ab. Sie provozieren uns. Ich weiß nicht, warum das dieses Mal eine so große Sache ist." Dem Mitarbeiter zufolge werden in Fakka derzeit rund 10.000 Barrel Öl pro Tag gefördert. Die Kapazität liege bei 20.000 Barrel täglich. Entlang der gemeinsamen Grenze gibt es nach jüngsten Studien an 15 Orten Ölvorkommen. Diese liegen in den irakischen Provinzen Suleimaniya, Diyala, Wasit, Missan und Basra.

Die Nachricht von dem Zwischenfall stärkte an den internationalen Finanzmärkten den Dollar, der einen Teil seiner Verluste zum Euro wieder wettmachte. Der Euro notierte zeitweise unter der Marke von 1,43 Dollar. Auch der Ölpreis stieg nach den ersten Berichten über die Marke von 73 Dollar (50,9 Euro), gab später jedoch wieder etwas nach.

Der Irak - damals noch unter Präsident Saddam Hussein - und der Iran führten von 1980 bis 1988 einen verheerenden Krieg, bei dem Hunderttausende auf beiden Seiten ums Leben kamen. Zwar haben sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten seit dem Sturz Saddams etwas verbessert. Allerdings stehen im Irak mehr als 100.000 Soldaten der USA, dem Erzfeind des Iran.

(Ag.)

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