US-Scharfschützen: Bibelcodes am Zielfernrohr

US-Scharfschütze im Irak
US-Scharfschütze im Irak(c) AP (Jim Macmillan)
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Eine Firma stattet seine Zielfernrohre für die US-Armee mit Bibelcodes aus. Experten fürchten, dass nun das Risiko für US-Soldaten in Irak und Afghanistan steigt.

Den in den islamischen Ländern Irak und Afghanistan eingesetzten amerikanischen Soldaten ist jede Form von religiöser Werbung verboten. Aber die Firma, die die Zielfernrohre für die Präzisionsgewehre der Marines liefert, setzt sich seit langem über dieses Verbot hinweg. Wie der US-Sender ABC nach Angaben der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" vor Kurzem enthüllte, lässt das Unternehmen Trijicon in Michigan in codierter Form Verse aus der Bibel in die Geräte eingravieren.

"Kreuzzug" gegen den Terrorismus

So findet sich etwa die Zeichenfolge "JN 8:12" auf Zielfernrohren. Gemeint ist damit ein Spruch Jesu aus dem Johannesevangelium: "Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." Der Code "2 COR 4:6" verweist auf den Zweiten Korintherbrief des Heiligen Paulus, in dem vom "göttlichen Glanz auf dem Antlitz Christi" die Rede ist.

Die Enthüllung des Senders löste heftige Debatten im Kongress aus. Die Liberalen warnten, die Muslime könnten sich durch die Codes der Trijicon an die vom früheren Präsidenten George W. Bush beschworenen "Kreuzzüge" gegen den Terrorismus erinnert fühlen. Auf diese Weise werde den Jihadisten neue Munition geliefert. Die Konservativen dagegen sehen kein erhöhtes Risiko für die Soldaten. Die codierten Bibelsprüche würden den Soldaten als Trost und zur Stärkung ihres Glaubens dienen, argumentieren sie.

Trijicon liefert 800.000 Zielfernrohre pro Jahr

Trijicon, die für die Marines jährlich 800.000 Zielfernrohre liefert, und weitere für die übrigen US-Streitkräfte produziert, erzielt damit Einnahmen von rund 600 Milionen Dollar. Den Vorwurf, versteckte religiöse Werbung zu betreiben, wies das Unternehmen zurück. Ein Sprecher betonte, der Gründer der Firma, der bei einem Flugzeugabsturz 2003 verstorbene Südafrikaner Glen Bunde, sei sehr religiös gewesen. Von seinen Mitarbeitern habe er verlangt, die Bibel zu studieren.

Die USA, so heißt es bei Trijicon, seien eine "gute Nation, weil ihre Werte auf den Lehren der Bibel basieren". Das Unternehmen stelle Kriegsgerät her, weil es an "gerechte Kriege" glaube.

Pentagon hält sich bedeckt

Das Pentagon äußerte sich bisher nicht offiziell zu der Angelegenheit. Hinter vorgehaltener Hand hieß es jedoch, die Enthüllungen von ABC könnten das Leben der US-Soldaten in Afghanistan und im Irak in Gefahr bringen. Es sei nicht ausgeschlossen, dem Unternehmen die Beschriftung der Zielgeräte mit Bibelcodes zu untersagen.

(Ag.)

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