SRI LANKA: Hoffnung der Tamilen ruht auf Ex-Armeechef

Die Minderheit als Zünglein an der Waage bei der heutigen Präsidentenwahl.

WIEN/COLOMBO. Der tamilischen Minderheit geht es laut des Chefs der „Tamilischen Nationalallianz“, Rajavarothiam Sampanthan, bei der Präsidentenwahl am heutigen Dienstag in Sri Lanka vor allem um eines: die Wiederwahl von Amtsinhaber Mahinda Rajapakse für weitere sechs Jahre zu verhindern. Das erhöht die Wahlchancen von Rajapakses Herausforderer, dem früheren Armeechef Sarath Fonseka.

Die Tamilische Nationalallianz, wichtigste politische Kraft in den Tamilengebieten des Nordens und Ostens, hat sogar einen Pakt mit Oppositionskandidat Fonseka geschlossen. Dies, obwohl sich der pensionierte General als Kriegsheld feiern ließ, der im vergangenen Jahr die tamilische Separatistenorganisation „Befreiungstiger“ besiegte.

Aber auch Rajapakse reklamiert diesen Sieg für sich. Fast zwei Jahre vor dem regulären Termin setzte er die heutige Präsidentenwahl an, um den Popularitätsschub in der singhalesischen Mehrheitsbevölkerung nach der Niederringung der Separatisten zu nutzen. Dass sich Fonseka als Gegenkandidat der Opposition aufstellen ließ, damit hatte er nicht gerechnet.

Fonseka, der während des Krieges auch vor tausenden zivilen Opfern nicht zurückschreckte, gibt sich jetzt konziliant. Während Rajapakse den Einheitsstaat stärken will, versprach Fonseka den Tamilen, die vom Verfassungsgericht aufgehobene administrative Einheit der Nord- und Ostprovinzen wiederherzustellen. Das ist eine Voraussetzung für eine echte Autonomielösung.

„Militarisierung wird kommen“

Im Gespräch mit der „Presse“ beklagte sich Sampanthan über die Militarisierung der Tamilengebiete und den unkontrollierten Zuzug singhalesischer Siedler. Darin sieht er den Versuch, mittelfristig die Mehrheitsverhältnisse umzudrehen. Allerdings ist seine Wahlempfehlung für Fonseka innerhalb des tamilischen Lagers umstritten. Der Abgeordnete Gajendrakumar Ponnambalam sagt: „Bei den Wahlen geht es darum, welcher Kandidat sich als besserer Singhalese und Buddhist präsentieren kann. Die Militarisierung wird stattfinden – wer immer an die Macht kommt.“

Während Sampanthan das Verschwinden der „Befreiungstiger“ wenig bedauert („sie hatten große Schwächen auf dem Gebiet der Menschenrechte“) sieht Ponnambalam die Position der Tamilen insgesamt geschwächt: „Die Tiger waren war jene Kraft, die sich für unsere Freiheit einsetzte.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2010)

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