Lateinamerika: Startschuss für neue Staatenorganisation

Gipfeltreffen im mexikanischen Cancun
Gipfeltreffen im mexikanischen Cancun(c) REUTERS (DANIEL AGUILAR)
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33 Staaten haben sich für mehr Integration entschieden. Der "neue Mechanismus der politischen Abstimmung" soll vor allem die Einheit der Staaten Lateinamerikas und der Karibik fördern.

Die Staaten Lateinamerikas und der Karibik haben am Dienstag entschieden, ihre Integration voranzutreiben. Bei ihrem Gipfeltreffen im mexikanischen Cancún hoben die Staats- und Regierungschefs einen Mechanismus aus der Taufe, der eine neue Staatenorganisation aller 33 Staaten der Region ohne die USA und Kanada schaffen soll. Wie der Gastgeber der Konferenz, Mexikos Präsident Felipe Calderón, erklärte, gibt es für die künftige Organisation noch keinem Namen. Die Diskussion soll bei weiteren Gipfeltreffen in Venezuela 2011 und in Chile 2012 fortgesetzt werden.

Der "neue Mechanismus der politischen Abstimmung" soll vor allem die Einheit der Staaten Lateinamerikas und der Karibik fördern und diese auf lange Sicht zu einem Staatenbund zusammenwachsen lassen. Dieser soll parallel zur Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) existieren. Vor allem die linksgerichteten Staaten der Region, wie Venezuela und Kuba haben die OAS stets als Organisation kritisiert, mit dem die USA den Kontinent unter Kontrolle halten.

In den Dokumenten von Cancún sind Absichtserklärungen über den Ausbau der Handelsbeziehungen, die gemeinsame Bekämpfung des Drogenhandels und des Terrorismus ebenso enthalten wie Strategien zur Schaffung regionaler und internationaler Strukturen.

Eklat vermieden

Dass auf dem Weg zu dieser Einheit zahlreiche Hindernissen beseitigt werden müssen, zeigte sich einmal mehr während der Konferenz. Nur mit Mühe vermieden die Teilnehmer einen Eklat zwischen den miteinander verfeindeten Präsidenten von Venezuela und Kolumbien, Hugo Chávez und Álvaro Uribe. Nach einem Schlagabtausch einigten sie sich darauf, ihre Differenzen durch Gespräche beilegen. Sie akzeptierten, mit Hilfe einer "Gruppe von Freunden" aus Lateinamerika den Dialog über eine Versöhnung zwischen beiden Ländern aufzunehmen.

Dem Vernehmen nach hatte Uribe dem Nachbarland vorgeworfen, ein Embargo gegen Waren aus Kolumbien verhängt zu haben. Chávez hielt entgegen, die kolumbianische Regierung habe 300 Paramilitärs ins Grenzgebiet entsandt. Der linksgerichtete Chávez hat den konservativen Uribe zuletzt vor allem deshalb angegriffen, weil er den US-Streitkräften Zugang zu mehreren Stützpunkten in Kolumbien gewährt hat.

Kinflikt um Falkland- Inseln

Weitere Themen des Treffens waren auch der neu entflammende Konflikt zwischen Argentinien und Großbritannien um die Falkland- Inseln und die Hilfe für das vom Erdbeben verwüstete Haiti. Die Staaten der Region sicherten Argentinien ihre Unterstützung gegen London zu, das bei den von Argentinien beanspruchten Inseln angefangen hat, nach Öl zu bohren. Auch versprachen sie dem haitianischen Präsidenten René Préval eine Soforthilfe von umgerechnet 18 Millionen Euro für dessen Staatshaushalt.

(Ag.)

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