Nachruf Walter Leitsch: Diktatur-Opfer, Lehrer, Vermittler

Ordinarius Walter Leitsch starb 84-jährig in Wien.

Walter Leitsch, langjähriger Ordinarius für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien, ist am 22. Februar in Wien gestorben. Sein Leben und sein Schaffen spiegeln beispielhaft die Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Er wurde 1926 in Wien geboren. Sein Vater, der jüdischer Herkunft war, musste 1938 Österreich mit seiner Familie verlassen und fand Zuflucht in Estland. Dem Nationalsozialismus entronnen, wurde die Familie Opfer des Stalinismus. Sie wurde nach Kasachstan deportiert, wo der junge Leitsch mehr als fünf Jahre in Lagern verbrachte.

Erst im Jahre 1947 kehrte er nach Wien zurück. Er studierte an der Universität Wien, wo er 1954 promoviert wurde. 1965 wurde er auf den Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte berufen, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1996 innehatte.

Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Schaffens war die Geschichte der Diplomatie. Walter Leitsch hat auch wie kaum ein anderer Österreicher seiner Generation als Vermittler zu Russland und Polen gewirkt.

Andreas Kappeler

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2010)

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