Drei Politiker der deutschen Linkspartei waren an Bord der Gaza-Hilfsflotte. Sie erheben schwere Vorwürfe gegen Israel. Die Erstürmung der Schiffe sei ein Kriegsverbrechen.
Nach der Militäraktion gegen die Gaza-Flotte erheben Politiker der deutschen Linkspartei schwere Vorwürfe gegen Israel. Die Abgeordneten Annette Groth und Inge Höger sowie der frühere Abgeordnete Norman Paech waren an Bord der "Mavi Marmara", wo sich am Montag die schwersten Auseinandersetzungen mit israelischen Kommandoeinheiten abgespielt hatten.
"Das war kein Akt der Selbstverteidigung. Das war ein Kriegsverbrechen", sagte Paech unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Israel am Dienstag in Berlin. "Wir haben uns wie im Krieg gefühlt", sagte Höger. "Wir konnten nur zurückkommen, weil wir Abgeordnete sind. Alle anderen sind im Gefängnis."
"Militäraktion war barbarischer Akt"
Der Einsatz der Marinesoldaten sei ebenso rechtswidrig gewesen wie die israelische Blockade des Gazastreifens, der von der radikal-islamischen Hamas beherrscht wird. "Wir waren zu friedlichen Zwecken auf dem Schiff. Niemand hatte ein Waffe. Wir wollten Hilfsgüter liefern", so Höger. Ihre Fraktionskollegin Groth erklärte, sie seien Zeuginnen eines "barbarischen Aktes" geworden.
Paech bestritt die israelische Darstellung, dass die Soldaten von Aktivisten angegriffen worden seien. "Von Selbstverteidigung zu sprechen, ist wirklich ein Hohn." Er persönlich habe "zweieinhalb Holzstöcke" gesehen, mit denen sich Aktivisten gegen das Militär zu Wehr gesetzt hätten. Messer habe er nicht beobachtet. Allerdings könne er nicht ausschließen, dass auch Eisenstangen von den Aktivisten benutzt worden sein. Gesehen habe er sie jedoch nicht.
Kurz vor 04.30 Uhr seien erste Schlauchboote aufgetaucht, dann seien "schwere Explosionen zu hören" gewesen, offenbar auch Granaten und Hubschrauber. Die Auseinandersetzungen dauerten demnach etwa 30 Minuten. "Die Navy hat mir nur Hemd und Hose gelassen", sagte Paech.
"Mit dieser Brutalität haben wir nicht gerechnet"
Die Wucht der Kommandoaktion habe die Menschen an Bord des Schiffes völlig überrascht. "Mit dieser Brutalität haben wir nicht gerechnet", sagte Höger. Ihr sei allerdings vorher klar gewesen, dass ihr keine "einfache Reise" bevorstehe.
Der Arzt Matthias Jochheim sagte, er habe mit eigenen Augen vier Tote gesehen. Diese hätten Schusswunden aufgewiesen. Ein ägyptischer Arzt habe ihm später von einem weiteren Toten berichtet. "Die darüber hinausgehende Zahl kann ich nicht bestätigen." Höger sagte, die israelische Regierung habe kein Interesse daran, die hohe Zahl der Opfer öffentlich zu machen. Zudem würden noch 25 Menschen vermisst.
(Ag.)