Israelische Soldaten entern irisches Gaza-Hilfsschiff

Handout photo of Israeli army and navy soldiers approaching the Rachel Corrie on its way to Gaza
Handout photo of Israeli army and navy soldiers approaching the Rachel Corrie on its way to Gaza(c) REUTERS (Ho)
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Die israelische Armee hat das Gaza-Hilfsschiff "Rachel Corrie" ohne Zwischenfälle übernommen. Die Besatzung des Frachters hat laut Armeesprecherin "voll kooperiert".

Israelische Soldaten haben am Samstag das Hilfsschiff "Rachel Corrie" geentert und den unter irischer Flagge fahrenden Frachter übernommen. Nach Angaben einer Armeesprecherin soll es zu keinen Zwischenfällen gekommen sein. Die Besatzung und die Passagiere an Bord des Schiffes auf dem Weg zum unter israelischer Blockade stehenden Gazastreifen hätten "voll kooperiert". Die Soldaten seien mit Einverständnis der Besatzung an Bord gegangen, die Aktion habe nur wenige Minuten gedauert, niemand sei verletzt worden.

Soldaten kamen von Booten aus

Die "Rachel Corrie" wurde den israelischen Angaben zufolge im Mittelmeer nahe der Küste des Gazastreifens aufgebracht. Soldaten seien von Booten aus an Bord des Schiffs gegangen. Zuvor hatten die pro-palästinensischen Aktivisten an Bord des unter irischer Flagge fahrenden Schiffs Aufforderungen ignoriert, Kurs auf die israelische Hafenstadt Ashdod zu nehmen. Die USA und die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navanethem (Navi) Pillay, forderten Israel unterdessen auf, die Blockade des Küstenstreifens zu lockern.

Die Organisation "Free Gaza" protestierte gegen die gewaltsame Übernahme ihres Schiffes in internationalen Gewässern. Das Hilfsschiff wird nach Angaben der Armeesprecherin nun in den südisraelischen Hafen von Ashdod gezogen. Dort sollen die etwa 1200 Tonnen Hilfsgüter gelöscht und inspiziert werden. Danach sollen sie in den Gazastreifen weitergeleitet werden.

Mehrere Aufforderungen ignoriert

Die israelische Armee teilte mit, dass der Frachter sich insgesamt vier Aufforderungen widersetzt habe, den Kurs zu ändern und nach Ashdod zu fahren. Die Marine hatte bereits mit der Erstürmung des Frachtschiffs gedroht. "Unsere Soldaten werden bei Ihnen an Bord gehen, wenn Sie sich weigern abzudrehen", sagte Armeesprecherin Avital Leibovitsch am Morgen in einer Funkbotschaft an die Besatzung der "Rachel Corrie". Die israelische Marine hatte das Schiff der Gaza-"Solidaritätsflotte" mehr als acht Stunden lang im Mittelmeer verfolgt.

"Wir wollen die Blockade des Gazastreifens durchbrechen. Wir haben keine Angst", hatte die irische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire erklärt, die sich zusammen mit 14 weiteren Gaza-Solidaritätsaktivisten an Bord des Schiffes befindet. Israel hatte angekündigt, keinen Bruch der Seeblockade vor dem Gazastreifen zuzulassen.

Israel wirft Aktivisten rein politische Ziele vor

Israels Regierungssprecher Mark Regev warf den Aktivisten vor, politische und keine humanitären Ziele zu verfolgen. Sie hätten am späten Freitagabend Vorschläge der israelischen und der irischen Regierung ignoriert, die Güter an Bord des Schiffes den Bewohnern des Gazastreifens auf andere Art und Weise zukommen zu lassen. Daher sei klar, dass sie ein politisches Statement abgeben wollten, um das Hamas-Regime zu unterstützen, sagte Regev.

Auch die US-Regierung hatte die Schiffsbesatzung zuvor zur Kursänderung aufgerufen, um eine erneute Eskalation zu vermeiden. Zugleich erklärte ein Präsidialamtssprecher, die gegenwärtigen Bedingungen der Gaza-Blockade seien nicht tragbar und müssten geändert werden. Die US-Regierung berate mit Israel, der palästinensischen Regierung und internationalen Partnern über Möglichkeiten, mehr Hilfsgüter in den Gazastreifen zu liefern. UNO-Hochkommissarin Pillay bezeichnete die Abriegelung des Küstengebiets als unrechtmäßig.

Jemen: "Israels Arroganz wird enden"

Eine erste Reaktion auf die Marineaktion kommt aus dem Jemen. Anlässlich des Empfangs von drei jemenitischen Parlamentsabgeordneten, die an der internationalen Gaza-Hilfsflotte beteiligt waren, erklärte der jemenitische Staatspräsident Ali Abdallah Saleh: "Israel ist bekannt für seine Arroganz, seinen Hochmut und seine Missachtung des Willens der internationalen Gemeinschaft, aber diese Arroganz wird enden, weil die Sympathien für die Leiden des palästinensischen Volkes im Gazastreifen nunmehr internationale Dimensionen angenommen haben."

(Ag.)

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