Deutschland: Sarrazin sieht Verdummung durch Migranten

Deutschland Sarrazin sieht Verdummung
Deutschland Sarrazin sieht Verdummung(c) EPA (ARNO BURGI)
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Das Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank kocht seine Thesen neu auf. Trotz häufiger abfälliger Äußerungen über Migranten oder Arbeitslose ist Sarrazin weiterhin Mitglied der SPD.

Berlin/Darmstadt (e.m.). „Wir werden auf natürlichem Wege immer dümmer.“ Der frühere Berliner Finanzsenator und Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin (SPD) hat sich wieder mal zu Wort gemeldet. Und wie üblich lösen seine provokanten Aussagen Entrüstung aus. Sarrazin sieht Deutschland wegen der angeblich geringeren Bildung der Zuwanderer in Gefahr. Wie er am Donnerstag bei einer Diskussion in Darmstadt zum Thema „Bildung, Demografie, gesellschaftliche Trends“ ausführte, wiesen Zuwanderer „aus der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika“ weniger Bildung auf als Migranten aus anderen Ländern. Einwanderer bekämen zudem mehr Kinder als Deutsche. Es gebe „eine unterschiedliche Vermehrung von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz“.

Trotz häufiger abfälliger Äußerungen über Migranten oder Arbeitslose ist Sarrazin weiterhin Mitglied der SPD. Zwei Berliner Kreisverbände forderten seinen Ausschluss, scheiterten aber im März vor der Landesschiedskommission. Die Bundesbank entzog Sarrazin vergangenen Herbst nach einem Interview mit „Lettre International“ seine Hauptzuständigkeiten.

Der 65-Jährige sprach darin arabischen und türkischen Einwanderern den Willen und die Fähigkeit zur Integration ab: „Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.“ Die Türken eroberten Deutschland genauso, wie die Kosovaren den Kosovo erobert hätten, durch eine höhere Geburtenrate.

Hartz-IV-Empfängern riet Sarrazin zuletzt bei Geldknappheit, warme Pullover anzuziehen und kalt zu duschen, statt zu heizen. Und er erstellte für die Langzeitarbeitslosen einen Menüplan, als Anleitung, wie man vom Regelsatz von 4,25 Euro pro Tag durchaus leben kann: mit billigen Semmeln, Würstchen, Kartoffelsalat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2010)

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